Lewis Hamilton steckt in einer Schaffenskrise. Erst ein Rennen (China) hat der Weltmeister von 2008 heuer gewonnen. Wenig, um im Titelkampf mitzufahren. Und Teamkollege Jenson Button liegt 12 Punkte vor ihm. Die Unterlegenheit frustriert, die WM-Hoffnungen könne er begraben, hat Hamilton schon gemeint. Er führte sich in manchem Rennen auf wie ein "Pistenrowdy", wurde verwarnt, bestraft, zurückgepfiffen. Als regelmäßiger Gast in der Rennleitung. Fünfmal musste er heuer schon zum Rapport bei den Kommissaren. Und als er auch noch behauptete, er würde wegen seiner Hautfarbe öfters bestraft, drohte FIA-Präsident Jean Todt sogar mit einer Sperre.

Das Image des Modellathleten hat einen Kratzer abbekommen. Die radikale Fahrweise war und ist aber die Stärke von Hamilton. Und er sagt auch: "Wenn ich weniger aggressiv fahre, wäre ich nicht mehr der Fahrer, der ich bin, leidenschaftlich, kompromisslos." Und so fährt er auch. Nach der Devise: die Straße gehört mir.

Weil Red Bull mit Vettel derzeit unantastbar gilt, die ab Silverstone geltenden neuen Regeln der Abgasumleitungen an den Rennwagen auch nicht viel was ändern sollten, ist der Karriereplan von Hamilton ins Stocken geraten. Englands Presse schreibt ihn seit Tagen und Wochen aus dem 80 Millionen-Euro-Cockpit von McLaren. Hamilton wird mit allen möglichen Teams in Verbindung gebracht: Mit Red Bull (statt Webber, was Teamchef Horner entschieden dementiert), mit Renault (statt Heidfeld), sogar mit MercedesGP (statt Schumacher).

Vor dem Heim-GP des englischen Nationalteams kam die Kehrtwende. "Ich habe noch Chancen. Ich muss gewinnen", so Hamilton. 120.000 Fans (ausverkauft) wollen das am Sonntag hoffen. Auf der neuen Silverstone-Rennstrecke, mit neuer, einem Flügel nachempfundenen Boxenanlage, für rund 32 Millionen Euro aus dem Boden gestampft.