Sebastian Vettel kann auch anders. Der Weltmeister gibt sich nicht immer als "Everybody's Darling". Wenn ihm etwas gegen den Strich geht, kann er motzig, trotzig und schnappig wie ein kleines Kind sein. Als er im Regenchaos von Montreal vor zwei Wochen in einer der letzten Kurven ausgerutscht ist und Jenson Button den Sieg serviert hat, war Vettel "natürlich nicht besonders erfreut".

Wie muss Sebastian Vettel aber erst aus der Wäsche geschaut haben, als ihm jene Frage zu Ohren gekommen ist, die er mit einem einzigen Ausrutscher aufgeworfen hat. "Wie gut ist Vettel?", stellte eine renommierte Internet-Plattform (f1-total.com) allen Ernstes zur Diskussion und versuchte aufzulisten, was Kritiker Vettel alles anlasten:

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali etwa sagt, Vettel sei vor allem wegen des Red-Bull-Rennwagens so gut, während zu Zeiten der Ferrari-Dominanz immer Michael Schumacher zuerst genannt wurde. Für Flavio Briatore, Manager von Vettel-Teamkollegen Mark Webber und von Fernando Alonso, sind "Lewis (Hamilton, Anm.) und Fernando um einiges besser."

Und selbst Mark Webber wurde auf eventuelle Schwachpunkte von Vettel angesprochen. Dass er sich im kleinen Kreis von Journalisten offenbar kein Blatt vor den Mund genommen hat, wird dem Klima in den vier Red-Bull-Wänden nicht unbedingt förderlich sein. Vettel würde, sagte Webber, nur in gewohnter Umgebung mit den gewohnten Abläufen perfekt funktionieren. "Wie er mit unerwarteten Planänderungen während eines Grand Prix umgeht", sieht Webber als größtes Manko am System Vettel.

Generell scheint Mark Webber, ständig auf seinen Stallgefährten angesprochen, inzwischen aber ziemlich genervt. Auf die Frage, ob er mit Vettel privat reden würde, sagte Webber trocken: "Nein! Wozu? Es gibt keinen Grund dafür." Und Webber weiter: "Warum müssen wir immer über Sebastian reden? Fragt ihn doch selbst, wenn ihr etwas von ihm wissen wollt."