Wenn man Red-Bull-Teamchef Christian Horner fragt, was er für seine bisher größte Leistung in der Formel 1 hält, dann ist seine Antwort: "Dass ich Adrian Newey zu Red Bull geholt habe." Newey, das Designgenie, das Super-Autos baut, die es einem Überflieger wie Sebastian Vettel erst ermöglichen, Siege und Weltmeistertitel einzufahren. Den Mann, der in der computerisierten Formel-1-Welt von heute seine Autos noch ganz konventionell am Zeichenbrett entwirft, "weil mich das ganze Computerzeug nur in meiner Kreativität einschränkt".

Horner hatte 2006 alles darangesetzt, den Mann, der schon für Williams und für McLaren Weltmeisterautos gebaut hatte, in das neue Team von Dietrich Mateschitz zu holen. Die technischen Möglichkeiten konnte man noch nicht bieten, dafür eine neue Herausforderung, eine ganz andere, lockere, entspannte Atmosphäre, viele Freiheiten und Freundschaft. Etwas, was dem Technikgenie sehr wichtig ist.

Ein Flug im Alphajet

Ein paar kleine Aufmerksamkeiten von Red Bull halfen dem gelernten Luftfahrtingenieur bei seiner Entscheidung, doch in der Formel 1 zu bleiben, auch wenn er schon zu den Renn-Jachten à la America's Cup geschielt hat. Ein Flug in einem firmeneigenen Alphajet über die Alpen zum Beispiel. Alles passte und Newey und Horner konnten damit beginnen, bei Red Bull genau die Strukturen rund um sich aufzubauen, die es zum Gewinnen braucht. Als dann noch 2009 Sebastian Vettel als Fahrer dazustieß, war alles perfekt.

Kein anderes Team hat einen Chefdesigner, der Newey mit seinen immer neuen Einfällen wirklich das Wasser reichen kann. McLaren scheinen die Einzigen zu sein, die mit ihrem anders aufgestellten Konzept einigermaßen dagegenhalten können. Dort setzt man seit dem Weggang von Newey nicht mehr auf das Einzelgenie, sondern auf eine sehr gute Gruppe von Topingenieuren und auf die wahrscheinlich am weitesten ausgereifte Simulationstechnologie in der Formel 1.

Bei Ferrari und auch bei Mercedes scheint man im Moment ziemliche Schwierigkeiten zu haben, der Macht Newey wirklich etwas entgegenzusetzen. Die Italiener entmachteten ihren Technikchef Aldo Costa, setzten Pat Fry an seine Stelle - ob das im Grundsatz viel ändert, bleibt abzuwarten. Schließlich war Fry, früher bei McLaren, damals 2009 für jenen ersten Autoentwurf verantwortlich, der dann zu Saisonbeginn gute zwei Sekunden zu langsam war.

Keine Magier

Und bei Mercedes? Da hat man doch Ross Brawn, dem in seinen Erfolgsjahren mit Michael Schumacher, Wunderfähigkeiten zugeschrieben wurden? Aber: Ross Brawn war nie der Designer. Dafür hatte er seinen Partner Rory Byrne. Der Südafrikaner, der sich inzwischen ins Privatleben zurückgezogen hat, war der Designer, Brawn dagegen der Technik- und Organisationschef, der Manager, der die Strukturen schuf.

Genau diese Aufbauarbeit laufe jetzt ja auch wieder bei Mercedes, sagt Michael Schumacher. "Wir sind alle keine Magier, ich kann nur sagen, dass wir im Prozess sind, etwas Neues, Großes aufzubauen." Dieser Umbau benötige jedoch Zeit, viel Zeit. "Red Bull hat fünf Jahre gebraucht, ich habe damals mit Ferrari ebenfalls fünf Jahre benötigt, warum sollten wir es innerhalb von anderthalb Jahren schaffen?" Hat aber Mercedes neben Brawn einen Designer für die Wunderdinge? Laut Ross Brawn ja. Es soll sich um James Owen handeln, der aber noch nicht alles gezeigt hat.