Noch am Donnerstag Nachmittag war es im Fahrerlager von Montreal das große Thema, wurden auch die Briefe zwischen der Teamvereinigung FOTA und der FIA öffentlich, in denen man versuchte, die Verantwortung für die Wiederaufnahme des umstrittenen Bahrain-Rennens in den Kalender vor allem zwischen FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hin und her zu schieben. Allerdings schon mit der klaren Tendenz: Bahrain 2011 wird nicht stattfinden, man muss jetzt nur noch einen Weg finden, aus dem selbst angerichteten Schlamassel irgendwie wieder herauszukommen.

Am Abend gegen 19.30 Uhr Ortszeit, als fast alle die Strecke schon verlassen hatten, kam von den Verantwortlichen aus Bahrain dann überraschend die Erklärung der Veranstalter, die das Problem löst: Man werde auf die Austragung des Rennens in diesem Jahr verzichten - um der Formel 1 keine weiteren Probleme zu schaffen. Ob die Bahrainis diesen Schritt nun wirklich völlig uneigennützig taten oder ob im Hintergrund ein Deal ablief, etwa mit Zusagen für 2012, bleibt offen.

Ausschlaggebend für den Rückzieher sei laut Streckenchef Zayed R Alzayani die Tatsache gewesen, dass sich die Teams gegen eine Austragung ausgesprochen hätten. Man wolle den beteiligten Wettbewerbern keine zusätzlichen Probleme verursachen. "Auch wenn Bahrain hoch erfreut darüber gewesen wäre, den Grand Prix in Einklang mit der Entscheidung des World Motor Sport Councils, am 30. Oktober stattfinden zu lassen, wurde nun deutlich gemacht, dass dieser Termin keinen Bestand haben würde."

Schlechte Figur

Trotzdem - was zurückbleibt, ist natürlich ein fader Beigeschmack. Denn die Formel 1 als Ganzes, vor allem aber die Bosse Ecclestone und Todt, machten in der ganzen Diskussion eine äußerst schlechte Figur. Die klaren Argumente der Teams, die logistischen wie die politischen waren auch vor der FIA-Weltratssitzung am 3. Juni, auf der die fatale Entscheidung fiel, bereits bekannt. Dass Ecclestone dann einerseits noch kurz davor klarmachte, dass er gern wieder in Bahrain fahren würde, und erst dann einen Rückzieher machte, als die Kritik von allen Seiten auf ihn einprasselte, ist eine andere Geschichte.

Auch die Fahrer gaben keine gute Figur ab. Außer Mark Webber, der ganz klar von Anfang an sagte, " "wo Menschen und Menschenrechte verletzt werden, darf die Formel 1 kein Thema sein", traute sich keiner, ein klares Statement abzugeben. Vogel-Strauß-Politik überall Wobei Weltmeister Sebastian Vettel zumindest zu bedenken gab, dass die zusätzliche Belastung für die Teammitglieder wohl gegen das Rennen sprächen. Bei den meisten anderen klingt das eher nach, "kann ich nicht beurteilen, will ich mich auch gar nicht damit beschäftigen, wir fahren dort, wo man uns hinschickt." Oder, wie bei Nico Rosberg: "Dazu sage ich gar nichts." Und dann auf die Frage, "hast Du eigentlich Abitur gemacht, um solche Antworten zu geben", nur ein verlegenes Achselzucken.

Mit dem anerkannten diplomatischen Rückzugsargument der logistischen Gründe muss sich die Formel 1 auch nicht der Frage stellen, die sonst eigentlich auf der Hand läge: Wenn man in Bahrain angesichts der politischen Situation nicht fahren soll, wie sieht das dann eigentlich mit China aus? Vermutlich anders, denn der chinesische Markt ist nun doch ein völlig anderer.