Wenn es einen Fahrer gibt, der Sebastian Vettels WM-Titel in diesem Jahr überhaupt noch gefährden kann, dann ist das Lewis Hamilton. Glauben zumindest viele in der Formel 1 - spätestens seit dem Barcelona-Wochenende, als der Engländer dort im Rennen gewaltigen Druck auf den WM-Führenden machte.

Allerdings könnte sich Hamilton dabei wieder einmal selbst im Weg stehen, wenn er so weitermacht wie zuletzt - in einer Mischung aus Überehrgeiz, riesigem Selbstbewusstsein und extremen Frust, wenn es mal nicht so läuft wie geplant. Denn genau seit jenem Barcelona-Rennen ist der Champion von 2008 mal wieder auf dem Überflieger-Trip, auf dem er überall aneckt. Das fing an mit Sprüchen wie, "ich arbeite selbst auf einem höheren Niveau als Vettel, der hat nur das deutlich bessere Auto," ging weiter in Vorwürfen an Michael Schumacher und die Toro Rosso Piloten, die würden ja alle "beimÜberrunden Vettel helfen und mich absichtlich länger aufhalten," und endete dann in seinem unsäglichen Monaco-Sonntag mit Crashs uns Strafen - und der bösen Antwort in einem BBC-Interview: Auf die Frage, warum er ständig in Auseinandersetzungen verwickelt sei und Strafen von der FIA bekomme, hatte Hamilton gesagt "Vielleicht, weil ich schwarz bin." Was man durchaus als Rassismus-Vorwurf verstehen konnte.

Gnade vor Recht

Dabei konnte sich der Brite in Monaco, wo er sich im Qualifying verpokert hatte und dann im Rennen überaggressiv zu Werke ging, wirklich nicht beklagen. Erst Felipe Massa abgeräumt, dann Pastor Maldonado in die Leitplanken geschickt - da waren eine Boxenduchrchfahrtsstrafe und dann noch 20 Sekunden Zeitstrafe, die ihn nicht einmal einen Platz kosteten, noch mehr als gnädig. Seine "Opfer" und auch viele Experten hatten mindestens eine zusätzliche Rückversetzung in der Startaufstellung beim nächsten Rennen gefordert. "Lewis muss auch mal lernen, dass man nicht einfach abheben und sich seine eigene Welt, seine eigenen Regeln schaffen kann", befand TV-Experte Christian Danner.

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh hatte dann ja zum Glück für seinen Fahrer erfolgreich diplomatische Schadensbegrenzung betrieben. Er überzeugte Hamilton auch, zu den FIA-Sportkommissaren zu gehen und sich dort für seinen Spruch zu entschuldigen. Was auch funktionierte. Denn FIA-Präsident Jean Todt hatte ernsthaft über eine Strafe nachgedacht "und vielleicht wäre es ja besser gewesen, ihn mal für ein paar Rennen zu sperren. . ." Aber er habe halt die Harmonie aufrecht erhalten wollen.

Intern ließ McLaren seinen Superstar vor Kanada noch einmal zum Rapport antreten - damit sich solche Dinge nicht wiederholen. Wie peinlich dem Team der Zwischenfall in Monaco war, zeigte auch eine "Kleinigkeit": Normalerweise verschickt McLaren immer die Aufzeichnung der TV-Interviews beider Fahrer an die Medien - dort gab es aber nur Jenson Button zu Sehen & Hören.