Als amtierender Weltmeister ist man immer der Gejagte. Sebastian Vettel macht diese neue Rolle aber nichts aus. Er fühlt sich sehr wohl mit der Startnummer 1 auf seinem Auto - eine Nummer, die er am liebsten nie mehr hergeben möchte. Dass ihm das in diesem Jahr auch gelingt, dafür stehen die Chancen ja sehr gut. Sein Team, Red Bull, bei der er ja inzwischen seinen Vertrag bis 2014 verlängert hat, machte bei den Wintertests einen überzeugenden Eindruck. Auch die Zuverlässigkeit ist kein großer Schwachpunkt mehr. Der Titelgewinn 2010 brachte neue Sicherheit, neues Selbstbewusstsein, das Wissen, auch den ganz großen Coup schaffen zu können. "Es gibt schon ein paar Unsicherheiten. Reifen, Heckflügel, KERS. Auf alle Fälle wird es auch mehr Boxenstopps geben, da kann es manchmal bei 24 Autos schon chaotisch werden", so der Champion. "Und aufgrund unseres Ergebnisses vom letzten Jahr haben wir keinen Wettbewerbsvorteil. Die Nummer eins macht nicht automatisch schneller."

Ob er sich selbst durch die Nummer eins verändert hat? "Nein, glaube ich nicht. Der Mensch verändert sich, weil er sich entwickelt, aber der Kern ist doch der gleiche geblieben", gibt Vettel Einblicke in sein Innerstes. "Aber wir alle unterliegen gewissen Einflüssen. Man ist nicht immer so gut, wie Leute sagen, aber auch nicht so schlecht. Damit kam ich bisher ganz gut durch. Dazu noch ein bisschen locker bleiben und Spaß haben."

Webber als schärfster Rivale?

Vettels größter WM-Konkurrent könnte sein eigener Teamkollege werden: Mark Webber. Doch die Psychologie spricht gegen den Australier, der genau weiß, dass er 2010 wahrscheinlich die Chance seines Lebens vergab. Außerdem entwickelt sich das Team logischerweise immer mehr zu einem Team Vettel - und mit seinen ständigen Klagen im letzten Jahr hat Webber auch nicht dazu beigetragen, da gegenzusteuern. Für den 34-Jährigen stellt sich wahrscheinlich sogar die Frage, ob er bei Red Bull wirklich noch eine Zukunft hat, sollte er das Teamduell gegen Vettel wieder verlieren.

Am nächsten kam Red Bull in der Testphase noch Ferrari. Gerade über längere Distanzen schien der Unterschied nicht allzu groß zu sein, obwohl auch da, gerade was den Reifenverschleiß angeht, speziell Sebastian Vettel der roten Konkurrenz gegenüber noch einiges vorauszuhaben schien. Trotzdem gibt sich Fernando Alonso sehr optimistisch.

Rest der Welt

Ob von den anderen Teams wirklich jemand in den Kampf gegen Red Bull eingreifen kann, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal sah es ja so aus, als könne sich eventuell Renault in der Hierarchie auf Rang drei behaupten. Allerdings scheint Mercedes mit den beim letzten Test in Barcelona vorgestellten Neuerungen doch einen großen Sprung nach vorne gemacht zu haben. Ein großes Fragezeichen bleibt hinter einem der Dauer-Top-Teams der letzten Jahre, McLaren-Mercedes. Sowohl Lewis Hamilton als auch Jenson Button beklagten beim letzten Test in Barcelona, dass das Auto einfach immer noch zu langsam sei. McLaren hat in der Vergangenheit allerdings schon öfters bewiesen, dass man es besser als alle anderen schafft, während des Jahres aufzuholen.