Porträt

Tränen im Auto, Tränen auf dem Podium. Sebastian Vettel krönte sich im wohl schönsten Sonnenuntergang der arabischen Halbinsel zum Formel-1-Weltmeister, zum besten Autofahrer der Welt. Er schrieb sein persönliches Kapitel im 1001-Nacht-Märchenbuch. Er zeigte schon in den letzten Rennen mit fehlerlosen Fahrten seine Qualitäten, sein Zeug zum Titel. Und als alle Fernando Alonso zum Weltmeister gemacht haben, fuhr der erst 23-Jährige zum Start-Ziel-Sieg, während der Spanier, taktisch völlig falsch dirigiert, nur auf dem siebenten Platz einlief, um drei Ränge zu wenig, um seine WM-Führung noch zu verteidigen.

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Red Bull Racing vollzog nach dem Qualifying zum letzten Grand Prix des Jahres endgültig den Rollentausch. Sebastian Vettel, der angebliche Wasserträger für Mark Webber, der in der tagelangen Stallorder-Diskussion von so manchem zum Hilfsdienst auserkoren worden war, war nach dem Qualifying plötzlich die Speerspitze von Red Bull.

Alonso steckte fest

Man sprach im Red Bull-Lager noch davon, Webber (nur Trainingsfünfter) irgendwie an Alonso vorbeiführen zu müssen. Vielleicht war es auch der Schachzug, den Australier schon in Runde 14 zum Boxenstopp zu holen. Ferrari zog nämlich nach, Alonso wechselte bloß eine Runde später - und steckte in der Folge bis zum Schluss des Rennens im Verkehr, hinter Renault-Pilot Witali Petrow, fest. Dem der Spanier nach der Zieldurchfahrt noch sehr unrühmlich die Faust zeigte. Petrow war so weit vorne gelandet, weil er wie Nico Rosberg schon die Safety-Car-Phase in Runde eins, nach fürchterlichem Crash zwischen Schumacher & Liuzzi, zum Reifenwechsel genutzt hatte.

Es hat kaum einen Weltmeister der Formel 1 gegeben, der während des Rennens so wenig im TV-Bild zu sehen war. Zu souverän war Vettel vorne unterwegs. "Ich bin in der Früh aufgewacht und habe mir gesagt: Du fährst dein Rennen und wirst schon gewinnen. Den Glauben an mich und mein Team habe ich nie aufgegeben", sagte Vettel. "Bring das Auto nach Hause, es sieht gut aus", funkte man Vettel auch permanent ins Cockpit. "Es machte mich fast nervös", gab der zweite deutsche Weltmeister nach Michael Schumacher später zu.

Und im Ziel sparte er nicht mit Lob, dankte allen in seiner Heimat und in Österreich, alle voran seinem großen Förderer Dietrich Mateschitz. Und auch Renault, dem Motorlieferanten, wohl wissend, dass gerade die Franzosen, mit Petrow als Blockade vor Alonso, mitgeholfen haben. Vor allem hat Vettel aber einigen das Gegenteil bewiesen, die meinten, er sei oft zu unbedacht in der schnellsten Kreisbahn der Welt unterwegs gewesen. Aber in der stressigen Schlussphase hat er die Reife eines Champions gezeigt.