Die Formel 1 gibt Millionen aus, Red Bull Racing so um die 150 Millionen Euro im Jahr. Diese Schätzung ist ziemlich exakt. Da wird wohl der Chef entscheiden dürfen, wer der Herzbube ist und Weltmeister werden darf. War zahlt, der befiehlt. Wer das Geld hat, der schafft an.

Stopp. Halt. Ruhm und Ehre, wie steht es damit? Fair Play und Sportlichkeit. Und damit? Warum soll das in der Formel 1 nicht gelten. Wer den Konkurrenten nicht auf der Straße überholen kann, der hat auch keinen Sieg verdient. Und schon gar keinen WM-Titel. Allzu große Moralisten werden vielleicht deswegen hämisch belächelt: aber wo bleibt denn die Ethik, wenn der Bessere nicht mehr gewinnen darf.

Sind denn alle Wehklagen nach dem Ferrari-Schurkenstück mit Michael Schumacher und Rubens Barrichello verstummt, als Ferrari-Rennleiter Jean Todt damals auf dem A1-Ring befahl: "Let pass Michael for the championship." Sind plötzlich alle für die Stallorder, die heuer auf dem Hockenheimring noch Zeter und Mordio gerufen haben, als Alonso an Massa vorbei dirigiert wurde.

Red Bull ist nun ein Team, dass trotz der oben erwähnten Ausgaben dennoch etwas von der alten Romantik des Motorsports versteht und eine Stallorder schlichtweg ablehnt. Sie haben schließlich zwei Fahrer im Rennen. Die sich zwar mitunter das Leben schwer gemacht haben in diesem Jahr. Die vielleicht nach vielen Monaten der Gemeinsamkeit kaum noch miteinander reden. Aber, dass Vettel und Webber noch im WM-Finale um die Krone streiten, haben sie sich redlich verdient. Mit ihrem Auftreten, mit ihren Leistungen, die nun einmal auf Augenhöhe sind. Und das Team spielt sich da nicht auf, mischt sich nicht ein. Die Bosse waren auf Harmonie aus, vollzogen so weit es geht Gerechtigkeit, auch wenn insgeheim der eine vielleicht mehr im Vettel- als im Webber-Lager steht. Und umgekehrt.

Das Mitleid mit Freunden der Sportwetten hält sich in der Formel 1 in Grenzen. An die wird vermutlich nicht einer einen Gedanken verschwenden und den Sieg dennoch dem "Lieberen" schenken. Aber in Schweden haben die staatlichen Wett-anbieter die Formel 1 schon aus dem Programm genommen. Was niemanden stört.