Von außen reden sie alle auf Red- Bull-Teamchef Christian Horner ein. Niki Lauda war der Letzte, der forderte, Red Bull müsse sich schon in Brasilien auf Mark Webber als einzigen WM-Kandidaten festlegen, wenn man nicht riskieren wolle, dass Ferrari und Fernando Alonso, im Moment in der WM-Wertung vorne, endgültig lachende Dritte werden.

Sebastian Vettel sieht das freilich ganz anders: "Es ist noch viel zu früh, um an so etwas zu denken", sagt er. Erst einmal gelte es, das Qualifying abzuwarten, wahrscheinlich sogar noch den Start. Denn in Interlagos passiert in der ersten Kurve oft einiges. Erst danach könnte man überhaupt absehen, ob sich eine Order anbieten würde und realisieren ließe. Davon abgesehen - wenn man Vettel so sieht und beobachtet, hat man das Gefühl, dass er derartigen "Vorschlägen" gegenüber sowieso alles andere als aufgeschlossen wäre. Zumindest solange er selbst noch Chancen hat.

Und Vettel weiß auch, dass er sich diese Haltung wohl leisten kann. Schließlich ist er für Red Bull der Star für die Zukunft, derjenige, um den herum das Team für die nächsten Jahre aufgebaut werden soll. Würde man ihn da wohl wegen einer "überhörten Anweisung" vor die Tür setzen? Außerdem: Nach einem wie Vettel würden sich auch alle anderen Top-Teams reißen.

Gelassenheit

Derzeit herrscht bei Red Bull so etwas wie Ruhe vor dem Sturm. Mark Webber sagt nur lakonisch: "Keine Ahnung. Bis jetzt hat noch keiner über Stallregie gesprochen.. Vielleicht passiert es beim ersten Meeting, vielleicht nie." Davon abgesehen geht der Australier entspannt in den Titel-Showdown. "Ich bin total relaxt, freue mich auf das Finale. Ich habe in dieser Saison mehr erreicht, als ich erwarten durfte." Im Gegensatz zu Alonso habe er sogar einen Vorteil: "Ferrari wird hier schnell sein, aber Fernando muss sich Sorgen um seinen Motor machen . . ."

Fernando Alonso wehrt sich derweil gegen Aussagen von Christian Horner, der einen eventuellen WM-Titel des Spaniers mit einem Fragezeichen versah. "Wenn Alonsos durch die sieben Punkte, die er durch die verbotene Stallorder in Hockenheim bekomme hat, Weltmeister wird, dann wäre das nur traurig", hatte Horner erklärt. Alonsos Konter: Es gebe einige Favoriten, die ihre eigenen Probleme nicht geklärt haben und nun versuchen, davon abzulenken. "Es gibt immer Medienstrategien, die dich nervös machen oder unter Druck setzen sollen."

Platz machen

Ferrari bleibt derweil auf jeden Fall bei der gewohnten Strategie: Sollte Felipe Massa in Brasilien vor Alonso liegen, wird er Platz machen müssen - oder freiwillig Platz machen. "Wer den Sport kennt, weiß, dass er kompliziert ist und zumindest bei Ferrari kommt das Team zuerst", sagt Alonso. "Natürlich werden das einige nicht verstehen, aber es ist nicht meine Aufgabe, die Sicht der Fans zu verstehen, sondern meine Arbeit auf der Strecke zu erledigen."

Auch Felipe Massa, der hier von 2006 bis 2008 dreimal auf der Pole-Position stand, ehe er letzes Jahr nach seinem schweren Ungarn-Unfall in Interlagos fehlte, weiß, was Sache ist. Sollte er etwa das Rennen anführen und Fernando Alonso hinter sich haben, dann müsste er wohl sogar einen Sieg vor heimischem Publikum hergeben.