Erst stieg er betont langsam, fast in Zeitlupe, aus dem Cockpit, kletterte auf sein Auto - und zelebrierte mit den japanischen Zuschauern zusammen die La-Ola-Welle. Seinen Sieg in Suzuka wollte Sebastian Vettel so richtig genießen.

Japan und Sebastian Vettel, das entwickelt sich zu einer ganz besonderen Beziehung. "Ich mag das Land und die Menschen" sagt er. Das Land und auch die Strecke scheinen ihn zu mögen. "Der erste Kurs, auf dem ich jetzt zweimal gewonnen habe, in so eine Strecke muss man sich doch verlieben." Was er nicht wusste: Dass zuvor in der Suzuka-Geschichte überhaupt erst zwei Fahrer zweimal hintereinander gewonnen haben: Mika Häkkinen und Michael Schumacher. Und beide wurden danach prompt auch Weltmeister.

Aufgetaut

"Klar, ich hätte nichts dagegen, wenn das ein gutes Omen sein sollte", sagte Vettel, endlich wieder mit seinem Spitzbubenlachen. Auch wenn der Vorsprung vor seinem Teamkollegen Mark Webber am Ende in Zahlen "nur" neun Zehntelsekunden betrug, Vettel hatte das Rennen stets unter Kontrolle. "Mark hat zwar immer gepusht, aber ich konnte auch entsprechend reagieren." Will heißen: Vettel fuhr nur ganz genau so schnell, wie er musste, um dem Australier klarzumachen, dass er an diesem Tag keine Chance haben würde.

"Und in den letzten zwei Runden habe ich dann gezielt Tempo rausgenommen, um ganz auf Nummer sicher zu gehen, um ja nichts mehr zu riskieren." Webber musste Vettels Überlegenheit in Suzuka anerkennen: "Gratulation an Seb, er verdient den Sieg, weil er einen sehr guten Job gemacht hat." Unzufrieden war der Australier, der in der WM jetzt mit 14 Punkten Vorsprung vor den punktgleichen Alsonso und Vettel führt, aber nicht. "Auch für mich war das kein schlechter Tag, ich bin ja immer noch absolut mit im Spiel.

Webber zuversichtlich

"Sicher, ich muss in Zukunft zumindest auch noch ein Rennen gewinnen - aber ich bin auch sehr zuversichtlich, dass ich das kann," sagte Mark Webber, ehe er in Windeseile aus dem Fahrerlager verschwand. Das einzige Mal, dass er an diesem Wochenende schneller war als Vettel.

Allerdings nicht ganz ohne Grund - Webber hatte es eilig, sein Flugzeug nach Australien zu erwischen, während Vettel ja in den zehn Tagen bis zur Formel-1-Premiere in Südkorea (24. 10.) zwei Wochen in Asien Urlaub macht. Auch Fernando Alonso glaubt, im Titelkampf noch beste Karten zu haben, selbst wenn er in seinem Ferrari dem Tempo der beiden Red Bull nicht ganz folgen konnte. "Ich glaube immer noch, dass es reicht, in jedem der letzten Rennen aufs Podium zu fahren, um den Titel zu holen."