Als Nico Rosberg und Lewis Hamilton gestern genau um 12 Uhr mittags bei Mercedes zum gemeinsamen Meeting auflaufen mussten, da kamen sie zwar mehr oder weniger gemeinsam - aber doch mit sieben, acht Meter Sicherheitsabstand zwischen sich. Bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz spielte dann Fernando Alonso den Prellbock zwischen den beiden - ein Journalist wollte ihn schon gleich zum "Friedensbotschafter" zwischen den beiden ernennen.

Und während Rosberg mit etwas trotziger Miene nicht unbedingt glaubwürdig erklärte, er sei tatsächlich selbst zu der Erkenntnis gekommen, dass er doch die Verantwortung für den Zwischenfall der beiden in Spa übernehmen müsse, versuchte der Brite, sich betont locker zu geben. Da wurden Selfies gemacht und mit Alonso herumgeblödelt.

Irgendwie ein Abbild der Position der Mercedes-Führung, die ja von Anfang an eindeutig gesagt hatte, Rosberg sei schuld daran gewesen, dass es zuletzt beim GP von Belgien zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten krachte - so hatte sich der Deutsche dann ja auch nach einem Krisengipfel im englischen Brackley öffentlich entschuldigen müssen, von "disziplinarischen Maßnahmen" war die Rede. Was bedeuten könnte, dass Lewis Hamilton wohl in Zukunft in direkten Duellen erst recht forsch zu Werke gehen wird - darauf bauend, dass Rosberg ja nun wohl erst recht vorsichtig sein muss, um keinen weiteren Ärger zu bekommen.

Interna ausgeplaudert

Obwohl Rosberg ja mit der Aktion ursprünglich genau das Gegenteil erreichen wollte. Was die Öffentlichkeit ja vor allem deshalb so genau weiß, weil Lewis Hamilton in Spa nichts Besseres zu tun hatte, als sofort nach dem dortigen Gespräch mit Rosberg und der Teamführung alle möglichen Interna auszuplaudern, über die doch wohl eigentlich Stillschweigen vereinbart war.

Die Frage ist, wie es jetzt weitergeht. Offiziell gilt in Monza ja weiterhin die Ansage, dass beide frei gegeneinander kämpfen dürfen, so lange sie sich nicht ins Auto fahren. Und die Priorität von Mercedes-Teamchef Toto Wolff, eine Spaltung auch des gesamten Teams in zwei sich bekämpfenden Fraktionen, auch auf Ingenieurs- und Mechaniker-Ebene, zu verhindern. Soweit die Theorie - ob das in der Praxis jetzt noch gelingen kann, ist allerdings die Frage. Natürlich übertragen sich Spannungen und Unzufriedenheit bei Fahrern irgendwann auf ihre jeweiligen Crews.

Und bei den beiden Piloten ist mit Sicherheit innerlich mehr Konfrontation denn je angesagt. Aus Stuttgart hört man, dass Hamilton darum gebeten habe, die Vertragsverhandlungen mit Mercedes für nach 2015 erst einmal auf Eis zu legen . . .