Niki Lauda hat seit jeher eine sehr direkte und pragmatische Art und Weise, wie er Dinge erklärt. "Die ersten fünf Rennen sehen wir keine Formel 1, sondern nur eine Formel Motor", sagte Lauda, räusperte sich und lachte. Ein paar Meter weiter saßen die Red-Bull-Direktoren Helmut Marko und Christian Horner über einigen Blättern Papier. Den beiden ist kein Lacher ausgekommen.

"Erst ab dem sechsten, siebenten Rennen dürfen dann auch die Piloten mitfahren", sagte Lauda und meinte damit vor allem das neue ERS (Energy Recovery System) und seine beiden Batterien. "Du darfst deine Batterien nicht überladen, nicht unterladen. Nicht zu langsam laden, nicht zu schnell laden", sagte Lauda. Und in den drei freien Trainings ginge es ohnehin einmal primär darum, den Sprit-Verbrauch einigermaßen zu kalkulieren. "Womöglich muss man sogar bremsen, um Sprit zu sparen."

140 Liter Benzin müssen reichen

"An all dem ist der Pilot wenig beteiligt. Die Ingenieure rechnen wie die Wilden. Strom und Sprit reguliert daraufhin die Software", sagte Lauda. "Ohne Ingenieure kann derzeit niemand fahren." Mit nur noch 100 Kilogramm (140 Liter) Benzin muss man heuer über eine GP-Distanz kommen. Bislang waren es 150 Kilo. Und beginnend vom ersten freien Training an dürfen pro Auto bis Saisonende nur fünf Motoren verbraucht werden.

"Also kommen als nächstes Fragezeichen Motorleistung und Standfestigkeit dazu", sagte Lauda. Kein einziges Auto werde in Melbourne mit voller Leistung fahren. "Auch Mercedes nicht", sagte Mercedes-Aufsichtsrat Lauda klipp und klar. "Die Hälfte aller Autos kommt am Sonntag nicht ins Ziel. Aber das ist normal. Das hat es früher auch immer wieder gegeben."

Ob Lauda eine Vorahnung hatte? Über 7000 Runden oder exakt 36.979 Kilometer wurden bei den Wintertests in Jerez und Bahrain abgespult. Drei der zwölf Tagesbestzeiten hat Mercedes erzielt, elf Mal war ein Auto mit Mercedes-Motor am schnellsten. Im ersten Training in Melbourne sprang die Ampel nach fünf Minuten wieder auf Rot. Nach nur einer halben Runde ist Lewis Hamilton stehen geblieben, sein Mercedes hatte keinen Mucks mehr gemacht. Im zweiten freien Training fuhr er dann Bestzeit.