Schon Stunden bevor die neue Formel-1-Saison in der Nacht auf Freitag zum ersten Mal ihre Motoren befeuert, sind sich Weltmeister Red Bull Racing und Herausforderer Mercedes näher gekommen, als ihnen das nach dem vielen Hickhack im letzten Jahr wahrscheinlich lieb ist.

Hinter den Garagen des "Albert Park Circuit" liegen die Fertigteilhäuschen mit den Büros der beiden Rennställe Wand an Wand. Die schmucken Vorgärten sind nur durch einen niedrigen Holzzaun getrennt. Vom Reglement des Automobil-Weltverbandes FIA werden der WM-Erste und -Zweitplatzierte im jeweiligen Folgejahr nebeneinander angesiedelt.

Motorstottern

"Wir werden um eine gute Nachbarschaft bemüht sein", sagte ein Mercedes-Angestellter und lachte. Aber wer weiß, ob Red Bull auf seine neuen "Nachbarn" auch in diesem Jahr sonderlich neugierig ist. "Vettel zu Mercedes?", mutmaßte das deutsche Massenblatt "Bild" in seiner Donnerstag-Ausgabe und zitierte dabei Red-Bull-Direktor Helmut Marko, dass er es Sebastian Vettel "gar nicht übel nehmen könnte, über einen Wechsel nachzudenken". Zwar dementiert Vettel Berichte, wonach er bei den Testfahrten in den letzten Tagen und Wochen den einen oder anderen Tobsuchtsanfall bekommen hätte. Aber Mercedes tanzt dem neuen Nachbarn seit Wochen mit einer Bestzeit nach der anderen vor der Nase herum.

Und Red Bulls Probleme reißen nicht ab. Der Renault-Motor stottert. Die Elektrik macht Faxen. Dazu kamen zuletzt auch noch Bremsprobleme und die Kühlung ist mangelhaft. "Der Saisonstart kommt für uns zwei Monate zu früh", sagte Helmut Marko offen. Was Daniel Ricciardo, neuer Teamkollege von Vettel bei Red Bull, bei einem Medientermin in Melbourne bestätigte: "Bis Mai sollten wir die Probleme im Griff haben."

Aber im Mai ist bereits ein Viertel der WM-Saison vorüber. Und Sebastian Vettels Vertrag - ob er nun bis Ende 2015, 2016 oder sogar schon bis 2017 läuft - hat eine Ausstiegsklausel. Schafft es Red Bull nicht unter die besten drei der Marken-WM, steht es Vettel frei, den Rennstall zu wechseln. Selbst wenn er nur ein Haus weiter, zum Nachbarn, zieht.