Rund eine Stunde vor Rennstart stellte sich die ganz entscheidende Frage: Wird das Rennen spannend, oder war der Auftritt der bildhübschen Cheerleader-Gruppe des NFL-Klubs der Dallas Cowboys samt 100-Mann-Band das Highlight? Der Applaus auf der Haupttribüne für die Show vor dem Grand Prix der USA war kaum schlechter als für Sieger Sebastian Vettel.

Denn die brennenden Fragen zum Start der 18. Wettfahrt des Jahres auf dem Circuit of the Americas in Austin waren schnell geklärt. Wie gut kommt Vettel weg, wie schnell baut er seine Führung aus? Und wie viele Plätze verliert der als Schlechtstarter bekannte Mark Webber vom zweiten Platz aus (zwei)? Richtig freigegeben wurde das Rennen erst in der vierten Runde (nach einer Safety-Car-Phase durch einen Sutil-Unfall). In Runde acht hatte Vettel jedenfalls schon 3,4 Sekunden Vorsprung auf Romain Grosjean und 7,0 auf Lewis Hamilton. Tendenz steigend. So war der Weg zur nächsten alleinigen Rekordmarke - acht Siege in Folge innerhalb einer Saison - früh geebnet. Eine Brillanz, die ihresgleichen sucht. Michael Schumacher brachte es auf sieben Erfolge, Alberto Ascari zwar Anfang der 50er-Jahre auf neun, aber nicht innerhalb einer Saison.

Steigerungsfähig

Natürlich sind die derzeitige Überlegenheit des Red-Bull-Renault und die fahrerischen Qualitäten eines Sebastian Vettel, der nicht den kleinsten Fehler macht, die Hauptzutaten für die Erfolgsserie. Dazu gehört auch eine perfekt funktionierende Mannschaft. Denn acht Siege bedeuten auch rund 16 Boxenstopps, die allesamt perfekt sein müssen (und die es am Sonntag auch waren). Gesteigert hat sich innerhalb des Jahres die gesamte Mannschaft, immer wieder spornt sich die Red-Bull-Crew zur Höchstleistung an. "In der Sommerpause haben wir zwar die Fabrik geschlossen, aber keiner schaltet im Urlaub sein Gehirn aus", umschreibt Motorsportchef Helmut Marko den ungebrochenen Aufwärtstrend. So wird das "fantastic Seb" (Teamchef Horner) und das "Thank you, guys" (Vettel) im Funk zum Dauerhit.

Mark Webber versuchte den verlorenen Boden wieder gutzumachen. In Runde 13 überholte er Hamilton, für Grosjean ging es sich im Finish nicht mehr aus. Im Kampf um den Vizemeistertitel der Konstrukteure, dem einzigen noch offenen Titel, baute Mercedes mit den Plätzen vier (Hamilton) und neun (Rosberg) den Vorsprung auf Ferrari auf 15 Zähler aus.