Eine provokative Frage. Haben Sie sich seit der Sommerpause der Formel 1, als die Vettel-Siegesserie begonnen hat, auch so gelangweilt wie mancher Fan?

Toto Wolff: Nein. Aber ich muss eingestehen, dazu bin ich viel zu sehr in das Räderwerk integriert. Was viele ansprechen, ist die Tatsache, dass es zu wenig unterschiedliche Sieger gibt. Für uns ist das alles nicht langweilig. Gewinnen ist die Summe langer und harter Arbeit. Aber ich gestehe zu, dass es nicht sehr spannend ist, wenn man mit fast 90-prozentiger Sicherheit sagen kann, wer das Rennen gewinnen wird. Für uns ist es vielleicht nur fad, weil wir zu wenig gewinnen.

Was gedenkt Mercedes 2014 zu tun, um zu gewinnen?

Wolff: Schwer zu sagen, weil sich alles ändert. Es gibt ein neues aerodynamisches Reglement, die Autos werden vermutlich langsamer als schneller, werden anders aussehen. Dazu kommt ein neues Motorenkonzept, der Motor wird ein noch wichtigerer Bestandteil. Auch die Art und Weise, diese neuen Autos zu fahren, wird eine andere sein. Sprit sparen und Effizienz sind keine leeren Worthülsen. Die Formel 1 drückt auf den Reset-Knopf.

Auf den Reset-Knopf zu drücken kann für die Steigerung der Spannung so gesehen nur ein Vorteil sein, oder?

Wolff: Vielleicht. Die Rangordnung kann sich schon ändern, aber es werden sich bestimmt wieder die Teams durchsetzen, die am besten arbeiten, die besten Ideen haben.

Zwei Rennen stehen noch auf dem Programm, Mercedes fährt noch um den Vizemeistertitel. Das habt Ihr selbst doch fast für unmöglich gehalten?

Wolff: Grundsätzlich kann man im Motorsport nichts für unmöglich halten. Dass wir Zweiter werden, war anfangs ein ziemlich unrealistisches Szenario. Niemand konnte wissen, dass McLaren komplett einbricht, dass Ferrari gegen Ende auch schwächelt, dass Lotus nicht entscheidend besser wurde.

Aber Sie werden bestimmt nicht sagen, dass Mercedes Zweiter wird, nur weil die anderen zu schwach sind?

Wolff: Nein, nein, bestimmt nicht. Wir haben schon auch etwas dafür getan. Es zählt immer nur die eigene Leistung. Der Kampf um den Vizemeistertitel ist aber auch noch nicht entschieden. Die elf Punkte Rückstand von Ferrari sind gar nichts.

Sie wären mit Platz drei auch zufrieden?

Wolff: Grundsätzlich ja. Aber wir sind jetzt Zweiter und wollen es auch blieben. Nur zurückblickend, wo wir zu Saisonbeginn gestartet sind, wäre auch ein dritter Platz schön.

Was waren die Zutaten für den Aufstieg in diesem Jahr?

Wolff: Wir haben die Weichen neu gestellt, es kamen neue Leute, die für die Entwicklung des Autos verantwortlich sind. Wir haben das Management-Team ergänzt, von Daimler wurden die richtigen Ressourcen bereitgestellt. Dadurch konnte wir alles schneller und besser entwickeln. Und natürlich haben wird eine perfekte Fahrerpaarung. Nico und Lewis arbeiten als Team und spornen sich zu Höchstleistungen an. Da ist kein Platz für Schwächen. Das alles sind wichtige Bausteine?

Wie viele Bausteine fehlen noch?

Wolff: Ein Formel-1-Team ist nie ein statisches Gebilde. Es bedarf immer, die richtigen Leute mit den richtigen Ideen zu haben.

Wenn Mercedes heuer Zweiter wird, kann es nächstes Jahr doch nur den Titel geben.

Wolff: Das wäre unser Anspruch. Ob es aber schon im nächsten Jahr gelingt, kann ich nicht sagen.

Zwei Österreicher geben den Weg für Mercedes vor. Wie ist Ihr Verhältnis zum Formel-1-Aufsichtsratchef Niki Lauda.

Wolff: Freundschaftlich. Das würde Niki aber nie sagen. Er behauptet immer, er habe keine Freunde (lacht). Aber: er hat schon so viel gesehen und erlebt, der Austausch mit ihm ist für uns sehr wichtig ist.

Und was wird Ihre Gattin Susie 2014 machen?

Wolff: Vermutlich bei Williams bleiben, wenn sie ein passendes Angebot bekommt. Sie will einfach mehr fahren, mehr Freitagtrainings oder so.