Sie haben noch drei Rennen vor sich, dann wird sich Ihr Leben schlagartig ändern. Haben Sie schon eine Vorstellung davon?

Daniel Ricciardo(lacht): Ja, natürlich. Es wird Spaß machen. Und ich werde wohl um einiges mehr zu tun haben.

Inwieweit werden Sie noch Ihr eigenes Leben führen können? Sie kommen schließlich in ein Team, in dem der vierfache Weltmeister die Richtung vorgibt?

Ricciardo: Aber ich kenne die Leute dort alle. Ich bin seit vielen Jahren ein Teil des Red-Bull-Programms und gehöre zur Familie. Der Wechsel wird nicht sehr schwierig.

Das heißt, es schreibt Ihnen niemand von Red Bull vor, dass Sie das, das oder das zu tun haben?

Ricciardo: Nein. Bis jetzt noch nicht.

Wird schon noch früh genug kommen ...

Ricciardo: Das Wichtigste ist die Rennstrecke. Mir wurde zugesichert, dass wir dort die gleichen Fahrzeuge und gleiche Chancen erhalten werden.

Verraten Sie uns eine Passage aus Ihrem Vertrag? Gibt es bei Red-Bull zwei Nummer-eins-Piloten? Eine Nummer 1b? Oder sind sie klare Nummer zwei?

Ricciardo: Nein, in meinem Vertrag steht diesbezüglich überhaupt nichts. Es gibt nur eine Abmachung, dass mit fortschreitender Saison einem Fahrer, der um den WM-Titel kämpft, geholfen wird. Genau so, wie das alle anderen Teams machen. Aber wenn die Saison beginnt, starten wir als zwei gleichberechtigte Piloten. Sicherlich, Sebastian ist der Weltmeister. Aber wenn ich schneller bin, darf ich gewinnen, dann werden sie mich nicht stoppen.

Das heißt aber, sollten Sie in einem Jahr um die Weltmeisterschaft fahren, erwarten Sie sich auch Sebastians Hilfe?

RICCIARDO (lacht auf): Ja, wenn das der Fall sein sollte, wäre es eine ganz nette Saison, oder?

Haben Sie schon nachgedacht, was passieren wird, wenn Sie ein Rennen anführen sollten und Sebastians Auto im Rückspiegel immer größer wird?

Ricciardo: Ich werde noch schneller fahren. Damit ich ihn nicht mehr sehe. Wenn ich die Chance haben sollte, mein erstes Rennen zu gewinnen, werde ich alles daran setzen, sie zu nützen.

Also ganz einfach nicht mehr in den Rückspiegel schauen?

Ricciardo: Ja, genau. Ich werde mich darauf fokussieren, was vor mir liegt.

Sie wurden vor ein paar Wochen in Salzburg präsentiert. Wie lange vorher haben Sie denn von der Entscheidung erfahren?

Ricciardo: Der Hangar (Anm., Sport & Talk aus dem Hangar-7) war am Montag, oder? Dann wusste ich seit Donnerstag davor definitiv Bescheid.

Wie nervös haben Sie über den Sommer die ganzen Gerüchte gemacht? Räikkönen schien ja fast schon fix bei Red Bull, dann kam sogar Alonso ins Spiel.

Ricciardo: Jeden Tag haben mehr und mehr Leute mehr und mehr Fragen gestellt. Aber es war außer meiner Kontrolle. Ich konnte ja nicht gut jeden Tag bei Helmut (Anm., Marko) oder bei Christian (Anm., Teamchef Horner) nachfragen.

Sie haben sich sicherlich mit Mark Webber ausführlich über dessen Zeit bei Red Bull unterhalten. Was hat er Ihnen erzählt? Über die Zukunft und über die Vergangenheit?

Ricciardo: Über die Vergangenheit gar nichts, das ist seine Sache. Er sagte mir einfach, ich solle gar nichts großartig ändern an dem, was ich ohnehin jetzt auch schon mache.

Wenn Sie auf Ihre Zeit bei Toro Rosso zurückblicken, was haben Sie sich schwerer, was einfach vorgestellt in der Formel 1?

Ricciardo: Du musst mehr trainieren, hast weniger Zeit für dich selbst. Aber wir haben auch viel mehr Spaß als erwartet.

Wenn wir in einem Jahr wieder hier sitzen, wo sehen Sie sich?

Ricciardo: Keine Ahnung. Schön wäre es, um die WM zu kämpfen. Aber ich weiß natürlich, dass das sehr optimistisch ist.