Wer den Nürburgring Richtung Boxenstraße betritt, kommt durch einen Tunnel. Dort sind alle großen historischen Ereignisse seit der Entstehung der Rennstrecke im Jahre 1927 verewigt. So auch der 1. August 1976. Der Tag, an dem Niki Lauda bei einem fürchterlichen Feuerunfall beinahe sein Leben verloren hätte.

Herr Lauda, man hört, Sie haben 37 Jahre nach ihrem schweren Unfall eine schnelle Runde auf dem Nürburgring gedreht.
NIKI LAUDA: Ja, mit einer Mercedes S-Klasse. Es hat mir richtig Spaß gemacht. Leider war es nur eine Runde.

Der Unterschied zu 1976?
LAUDA: Ich würde sagen, in puncto Sicherheit hat sich einiges zum Vorteil verändert.

Die Sicherheit ist auch derzeit ein großes Thema.
LAUDA: Die sechs Reifenplatzer zuletzt in Silverstone haben die Fahrer wachgerüttelt. Seit 19 Jahren (Tod von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger 1994 in Imola, Anm.) wurde das Thema Sicherheit nicht mehr in den Vordergrund gerückt. Die Piloten hatten sich daran gewöhnt, dass nichts passiert. Jetzt begreifen wieder alle, wie gefährlich die Formel 1 ist.

Zurück zum 1. August 1976. Sie sind erneut an die Unfallstelle zurückgekehrt?
LAUDA: Ja, ich habe dort einem amerikanischen TV-Sender ein Interview gegeben.

Und Sie haben sich dort einen bittersüßen Scherz erlaubt, oder?
LAUDA (lacht): Ich habe mir vor dem Interview ein Keks besorgt. Das habe ich in einem unbeobachteten Moment weggeworfen. Während der Aufnahmen habe ich gesagt: Verzeihung, ich muss nur mein Ohr suchen, dass ich beim Unfall verloren habe. Ich habe das Keks im Gras dann gefunden, es aufgehoben und reingebissen.

Wie hat Ihnen hier die Vorführung von "Rush - Alles für den Sieg" geschmeckt? Der Film zeigt ja den WM-Kampf 1976 zwischen Ihnen und James Hunt. Und natürlich ganz ausführlich den Feuerunfall.
LAUDA: Nicht nur mich, auch Bernie Ecclestone, Lewis Hamilton und einige andere Fahrer hat es ordentlich gerissen. Das waren wirklich gewaltige Bilder. Und Regisseur Ron Howard war richtig glücklich, weil die Formel-1-Experten vom Film begeistert sind.

Zwischen den Teams geht es derzeit ja nicht so lustig zu. Was sagt der Aufsichtsratsvorsitzende von Mercedes zu den ganzen Sticheleien?
LAUDA: Diese Dinge betreffen nicht mich. Ich gehe nach wie vor zu Red Bull oder Ferrari und treffe dort in aller Ruhe die Teamverantwortlichen.

Ihre Aussage - Kimi Räikkönen wäre ein Schlappschwanz, würde er die Herausforderung Red Bull nicht annehmen - war auch nicht gerade höflich...
LAUDA: Da wurde ich wieder einmal unglücklich in der Presse zitiert. Ich habe das auch schon mit Kimi bzw. seinem Manager geklärt. Ich fasse zusammen: Ich würde es nicht verstehen, würde Kimi Räikkönen im nächsten Jahr nicht im Red-Bull-Boliden sitzen. Alleine schon das teaminterne Duell mit Sebastian Vettel würde mehr als interessant sein.

Interessant ist auch die positive Entwicklung in Ihrem Mercedes-Team.
LAUDA: Nico Rosberg und Lewis Hamilton pushen derzeit das ganze Team nach vor. Wir haben nach den Tiefschlägen der letzten drei Jahre auch ein konkurrenzfähiges Auto.

Zuletzt noch eine private Frage an Niki Lauda: Ihre Zwillinge Mia und Max sind bald vier Jahre alt. Haben Sie die beiden noch im Griff oder umgekehrt?
LAUDA: Mia hat mich total im Griff. Wenn sie mich anschaut, schmelze ich dahin. Da kann sie mit mir alles machen. Und Max hängt sich dann meistens an.