Auf der Glasfront im zweiten Stockwerk steht neben dem Eingang in matter, eleganter Schrift "Director's Suite". "Klingt gut, oder?", sagt Toto Wolff. Und er lacht. In den nächsten Tagen wird er auch mit diesem, sich etwas geschwollen lesenden Relikt aus der Vergangenheit aufräumen. Die gesamte Chefetage wird umgebaut. Wolff siedelt mit seinem Büro ins Erdgeschoss. "Ich möchte näher bei den Werkshallen, näher bei unserer Mannschaft sein", sagt er.

In Brackley, einer kleinen Stadt mit kaum 15.000 Menschen, eine Autostunde nördlich von London, steht die Formel-1-Fabrik von Mercedes. Die Hallen sind von Reynard Motorsport, einst weltweit größter Hersteller von Rennwagen, angemietet. Bereits die Formel-1-Boliden von British American Racing, später Honda und danach BrawnGranPrix wurden hier gebaut.

Die Fabrik . . .

Jetzt stellt Toto Wolff (41), gebürtiger Wiener und seit heuer Motorsport-Direktor von Mercedes, gerade den Laden auf den Kopf. "Wir profitieren noch von der Honda-Zeit. Die haben nur das beste Zeug hingestellt", sagt Wolff, während er durch eine der klinischen Werkshallen führt. Auf dem so genannten "Seven Post Rig" kann man ein Formel-1-Auto ident mit jeder Rennstrecke durchbewegen, damit quasi vorabstimmen. Fotos dürfen hier keine geschossen werden.

Rund 600 Mitarbeiter arbeiten in Brackley für Mercedes, weitere 400 in der Motorenschmiede in Brixworth. Gut 100 davon sitzen alleine im Design-Großraumbüro, so etwas wie der "War Room" der Fabrik, in dem die Formel-1-Autos gezeichnet werden. Ein Drittel von ihnen arbeitet bereits am nächstjährigen Modell. Im schalldichten Nachbarzimmer sitzt ein Dutzend der Top-Ingenieure vor einem über die gesamte Wandbreite gezogenen Bildschirm bei der ersten Video-Konferenz mit den Technikern an der Rennstrecke in Silverstone. Eine Etage tiefer wird in der Qualitäts-Inspektion jedes der 3000 Einzelteile eines Formel-1-Wagens kontrolliert.

Einmal pro Monat stellen sich Toto Wolff und Teamchef Ross Brawn in ganztägigen Meetings den Wünschen und Sorgen ihrer Belegschaft. Alle zwei, drei Wochen schauen auch die beiden Piloten vorbei.

. . . das Wohnhaus

Mit seiner Frau Susie, Ex-DTM-Fahrerin und Testpilotin bei Williams, hat er sich im nahen Oxford ein vierstöckiges "Schachtelhaus", wie es Toto Wolff nennt, gemietet. Denn seine Mission in Brackley und bei Mercedes sieht er als längerfristige. "Ich will am Ende mit Mercedes über Jahre hinweg die Formel 1 dominiert haben", sagt er nicht gerade schmalspurig. Die Umbauarbeiten für diese Erfolgsära laufen von Wolff abwärts bis zum kleinsten Handwerker auf Hochtouren.