Jetzt muss sich Mark Webber wieder anhören, dass er gegen Sebastian Vettel eigentlich keine Chance hat. In einer Runde, wie im Qualifying, ist Webber oft genial. Über eine Renndistanz schaut das schon wieder anders aus. Dabei ist der Australier mit seinen 36 Jahren ein durchtrainierter Ausdauersportler. Im Fahrerlager von Bahrain läuft er in kurzer, grauer Hose und einem dunkelblauen T-Shirt herum. Und vermittelt den Eindruck, als wäre er vom Fleisch gefallen. Nur Haut, Knochen und Sehnen. Zäh ist er. Muss er auch sein, sonst käme nicht ein Lächeln bei seiner Pressekonferenz über die Lippen.

Bei diesem für ihn so faden Saisonauftakt. Die bitteren Ereignisse scheinen vergessen. In Malaysia hatte Vettel ihn trotz gegenteiligen Befehls von oben einfach überholt. In Shanghai wurde er nach einem Fehler seiner Tankwarte ganz nach hinten strafversetzt, dann krachte er in das Schwesternauto von Jean-Eric Vergne, nach dem Reifenwechsel rollte ein Rad komplett davon. Wurde da nicht richtig angezogen? Und wegen der Kollision mit Vergne wird Webber heute in Bahrain automatisch um drei Plätze zurück gereiht.

Die Ordnung bei Red Bull scheint wieder vollzogen. Zuerst der Meister, dann erst der Beifahrer. So zog es Webber auch vor, in Dubai lieber mit Fernando Alonso Essen zu gehen als mit seinem Teamkollegen. Alonso fand es so amüsant, dass er ein Foto in die Welt "zwitscherte". Nach dem Motto: Meines Feindes Feind ist ein guter Mensch.

Zeug zum Weltmeister

Eine Frage drängt sich auf. Hat Webber überhaupt das Talent zum Weltmeistertitel? Erst bei Red Bull, erst im Alter von 32 Jahren, gelang ihm in Hockenheim der erste Sieg. Da wurden Vettel schon "Schumi-Rekorde" zugetraut. Als Red Bull aber doch die Stallorder wieder aus allen Köpfen verdrängte, sagte Webber nur: "Dann ist alles klar." Webber war nie der Mann großer Worte, obwohl er im Zirkus immer etwas zu sagen gehabt hat. Er war auch der Einzige, der schon vor zwei Jahren die Bemühungen von Bernie Ecclestone, das Rennen in Bahrain trotz Menschenrechtsverletzungen durchzuführen, vehement kritisierte.

Sommer-Thema

Bei all den Feindseligkeiten im Team ist es kein Wunder, dass sich die Branche fragt: wie lange noch? Ein guter Nährboden für Gerüchte: Webber soll heuer mitten im Jahr aussteigen, hieß es. Und: Er habe längst einen Vertrag mit Porsche für Le Mans unterschrieben. "Es gibt immer wieder so viel Unsinn zu lesen", meinte Webber zur versammelten Medienschar.

Was auch Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko nur unterstrich. "Wir fahren jetzt den vierten Grand Prix, wir haben April. Fahrerentscheidungen fallen bei uns traditionell im Hochsommer. Alles andere sind nur Gerüchte." Und dem Meeting am Montag zwischen Webber und Boss Dietrich Mateschitz sollte man auch nicht viel Bedeutung beimessen.