Zum ersten Mal in 15 Jahren, seit in Malaysia Formel-1-Rennen gefahren werden, ist Bernie Ecclestone zu Hause geblieben. Dabei hätte es ihm diesmal besonders gefallen. Ecclestone spielt gerne Staatsgast, er ignoriert politische Systeme und Landkarten. Nun hat sich erstmals sogar ein Wahltermin nach ihm orientiert. Seit Monaten sucht Premier Datuk Serib Najib nach einem Termin für Parlamentswahlen. Der Sonntag ist vor allem wegen des "Grand Prix von Malaysia" von vorneherein ausgeschieden.

Mit Bernie Ecclestone haben sich Rennveranstalter und Politik in einer Telefonkonferenz verständigt. Und dabei dürfte der Formel-1-Chef ordentlich losgelegt haben. "Die gesamte Anlage braucht einen neuen Anstrich. Man strengt sich hier zu wenig an."

Ende der 90er-Jahre wurde der "Sepang International Circuit" in Blickweite des gigantischen Flughafens von Kuala Lumpur für damals 120 Millionen US-Dollar, heute 92,5 Millionen Euro, aus der lehmigen, roten Erde gestampft. Die Bauarbeiter haben mehrfach gestreikt, derart vor Giftschlangen hat es im zu rodenden Palmendschungel gewimmelt. Ecclestone aber hat von Malaysia als dem neuen "Märchenland" geschwärmt.

Gratis-Tickets

Malaysia war, abgesehen von den Traditionsrennstrecken in Japan, der erste Grand Prix auf der Weg der Ecclestone'schen Asien-Expansion. Aber die "Wunderwelt" hatte sich sehr schnell abgelebt. Und das in mehrfacher Hinsicht. Die vom deutschen Rennstrecken-Architekten Hermann Tilke als Bananenblatt gebaute Haupttribüne sollte zum Wahrzeichen des nächsten Formel-1-Jahrtausends werden. Freitag wurden Park- und Sitzplätze verschenkt. Am Sonntag ist jede Eintrittskarte zugleich ein Gratis-Ticket für ein Konzert von Guns N' Roses im Anschluss an das Rennen, um die Tribünen wenigstens einigermaßen zu füllen. An deren Aufgängen werden an die Besucher Feuchttücher verteilt, um die das restliche Jahr leer stehenden und verdreckten Sitze zu säubern.

Angeblich soll das Klima daran schuld sein, dass sich in Malaysia von den schönsten Hotels mit deren asiatischer Noblesse bis zur Formel-1-Anlage alles derart rasant ablebt. Nicht die Hitze, der monsunartige Regen, der hier täglich vom Himmel stürzt, setzt dem ganzen Land zu. Auch ein "Facelifting", wie es Ecclestone nannte, um gut 4 Millionen Euro konnte nicht verhindern, dass der Lack weiter abblättert.

Die Wochenendausgabe von "The Star", größte Tageszeitung Malaysias im Tabloid-Format, hatte inklusive diverser Beilagen 244 Seiten und sie wog eineinhalb Kilo. Ganzseitenweise waren Inserate mit Formel-1-Bezug abgebildet. Infiniti, Petronas, sogar Rexona-Deo als Sponsor von Kimi Räikkönen.

Werbewert

Alleine der bislang einzige Sieg von Nico Rosberg im Vorjahr in China habe Mercedes einen Werbegegenwert von über 60 Millionen Euro gebracht, rechnet man im Team mit der österreichischen Doppelspitze Toto Wolff & Niki Lauda vor. BMW, vor drei Jahren wieder aus der Formel 1 ausgestiegen, hingegen vermutet, zum Beispiel auf dem malaysischen Markt kein einziges seiner zuletzt jährlich abgesetzten 7000 Autos im Sog des Grand Prix verkauft zu haben.

Ölmulti Petronas als Mercedes-Sponsor, der Autohersteller Proton, der Lotus einen Millionenkredit gewährte und der von einem malaysischen Konsortium geführte Caterham-Rennstall, es sind nach 15 Grand-Prix-Jahren alle "Wirtschaftsbeziehungen" zwischen Malaysia und der Formel 1.