The power to excite", trommelt Melbourne den Saisonauftakt der Formel 1. Die Macht zu begeistern. An jeder Straßenecke, in jeder Tramway, auf jedem noch so kleinen Abziehbild ist es der Slogan des heurigen "Grand Prix von Australien". Auch Ron Walker, Melbournes Grand-Prix-Chef der ersten Stunde, dürfte von der Begeisterung überzeugt sein. Wie ein Staatspräsident winkt er, wenn er seinen weißen Porsche-Cayenne mit dem Kennzeichen VIC 104 nur wenige Meter neben der Rennstrecke einparkt.

Jener Mann, den Ron Walker selbst immer wie einen Staatsgast hofiert hat, ist nicht in Melbourne. Dem Herz des inzwischen 82-jährigen Formel-1-Chefs Bernie Ecclestone würde die lange Flugreise nicht mehr allzu gut bekommen. "Ich gehe dennoch davon aus, dass Bernie unseren Vertrag verlängern wird", sagt Walker. Bis 2015 ist der Grand Prix im Albert Park gesichert. Zumindest bis 2020 soll auch danach gefahren werden. Die Verhandlungen sind jedoch durch einen riesigen Wirbel um finanzielles Wirrwarr ins Stocken geraten.

Geldregen. . .

Jahr für Jahr 50 Millionen Australische Dollar, umgerechnet fast 40 Millionen Euro, Verlust soll der Grand Prix schreiben. Im vergangenen Jahr sollen es gar 57 Millionen Dollar, 43 Millionen Euro, gewesen sein. Und bevor der Formel-1-Tross in die Stadt gekommen ist, wurden der "Herald Sun" offenbar Zahlen zugespielt, wonach Bernie Ecclestone in Melbourne 30 Millionen US-Dollar, an die 23 Millionen Euro, in die eigene Tasche stecken würde. Es wäre eines der höchsten Startgelder im gesamten Formel-1-Kalender.

Australiens für Großveranstaltungen zuständige Ministerin Louise Asher hat die Zahlen nicht einmal dementiert. Sie musste sogar eingestehen: "Die Verhandlungen mit Mister Ecclestone werden nun sicher schwieriger. Es gibt im Vertrag eine Klausel, wonach Lizenzgebühren nicht offengelegt werden dürfen." Zugleich werden die Bedenken über den wahren Gegenwert des Grand Prix immer größer. "Wir müssen nun auch auf den Steuerzahlen schauen. Sein Beitrag ist zu hoch geworden", sagt Asher.

. . . Platzregen

Und dann ist die Formel 1 auch noch mit ihrem ersten Qualifikationstraining gehörig ins Schwimmen geraten. Nach mehreren Regengüssen, Streckenteilen unter Wasser, endlosen Verschiebungen, Unfällen, demolierten Autos, dauerte der ganze "Spaß" letztlich mehr als zwei Stunden. Dann entschied Renndirektor Charlie Whiting: Die Teile zwei und drei des Qualifying werden in der Nacht auf Sonntag, ab 1 Uhr ausgetragen. Rennstart blieb wie geplant 7 Uhr.