Die Australier können es kaum erwarten. Das ist seit Jahren so. Bereits am Donnerstag, wenn weit und breit noch kein Formel-1-Auto zu sehen ist, ziehen ganze Völkerwanderungen in den Albert Park. Über 60.000 sollen es diesmal gewesen sein. Am Freitag waren es noch mehr. Viel mehr zu sehen haben sie lange Zeit aber nicht bekommen.

Denn nur äußerst schleppend ist die neue Formel-1-Saison in die Gänge gekommen. Nach einer Stunde des ersten Trainings lag Weltmeister Sebastian Vettel an der letzten Stelle. Hinter Neueinsteiger Max Chilton im klapprigen Marussia-Boliden. Vettel hatte bis dahin keine für die Stoppuhr brauchbare Rundenzeit abgeliefert.

Ein paar Minuten später war die Hierarchie aber wieder hergestellt. Eine schnelle Runde, eine zweite. Und Vettel hat auch mit dem neuen Red-Bull-Renault die Formel 1 und den bis dahin vorne liegenden Ferrari-Star Fernando Alonso wieder abgehängt. Eine launische erste "Saisonbilanz" der deutschen Formel-1-Berichterstatter: Vettel sei eben ein "Renn-Gott". Massa (Platz zwei, Anm.) sei die neue Nummer eins bei Ferrari. Und Hamilton habe Rosberg bei Mercedes "enteiert".

Lange Gegenwart...

Red Bull & Sebastian Vettel, zuletzt drei Mal hintereinander Doppel-Weltmeister, scheinen also auch heuer wieder das Tempo vorzugeben. Und sie hatten es offenbar auch ziemlich eilig, für die ferne Zukunft bereits die entsprechende Richtung einzuschlagen. Vor wenigen Wochen erst wurden die Verträge für die gesamte Führungsriege des Rennstalls, inklusive Teamchef Christian Horner und Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko, bis Jahresende 2017 nachgebessert. Still und leise wurde auch der Kontrakt mit Vettel über seine bisherige Laufzeit (bis 2014) verlängert.

Demnach soll Vettel bereits für 2015 plus Option, also zumindest bis Ende 2016 bei Red Bull unterschrieben haben. Englische Journalisten wussten auch zu berichten, dass Teamchef Horner in einem kleinen Kreis die Vertragsverlängerung von Vettel bestätigt haben soll.

...ferne Zukunft

Helmut Marko hat mit derartigen Nachrichten wenig Freude. Er wird dann meist stundenlang am Telefon "gelöchert". In Melbourne auf Vettels neuen Vertrag angesprochen, meinte Marko vor wenigen Stunden nur knapp: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Horner so etwas bestätigt hat." Auch wenn es noch so logisch wäre. Bis 2016 fährt Alonso für Ferrari. Frühestens dann wird für Vettel dort ein Auto frei.