Eine große Karriere rollt endgültig aus. Irgendwo im Niemandsland des Formel-1-Mittelfelds. Nach 21 Jahren ein Abschied ohne Wehmut, wie Michael Schumacher (43) immer und immer wieder beteuert. "Aber vielleicht ändert sich das ja, wenn ich zum letzten Mal über die Ziellinie fahre."

Insgesamt zog Schumi eine durchwegs positive Bilanz, auch für seine zweite Karriere, trotz ausbleibender zählbarer Erfolge: "In den ersten beiden Jahren bin ich in einem Auto gesessen, das in keiner Weise maßgeschneidert war. Erst heuer war das ein bisschen anders", sagt Schumacher. "Ich werde bald 44 und kann immer noch in der Weltspitze mitfahren und das eine oder andere Ausrufezeichen setzen."

Verfehlte Ziele

Dass die Ergebnisse nicht ganz den Erwartungen entsprachen, habe mitunter auch an fehlender Fortune gelegen. "Gerade in dieser Saison war ich nicht vom Glück verfolgt." Auch die Arbeit mit den Ingenieuren sei sehr gut verlaufen. "Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis." Einen Wermutstropfen gebe es aber dennoch: "Man muss natürlich auch sehen, dass wir unsere Ziele klar verfehlt haben. Da stehe ich genauso in der Verantwortung wie viele andere auch."

Lässt er seine Karriere noch einmal Revue passieren, stellt er fest, dass es so große Unterschiede zwischen 1991 und 2012 gar nicht gebe. "Natürlich haben sich ein paar Dinge verändert, auf der anderen Seite aber auch wieder nicht. Die Grundprinzipien sind die gleichen, es hat nur eine Anpassung an die Rennsituationen gegeben." Der größte Unterschied bestehe darin, dass die Abstände geringer geworden seien. "Früher konntest du deinem Teamkollegen Sekundenzeiten aufbrummen. Inzwischen wird das aber alles durch die Aerodynamik ausgeglichen."

Letzte Vergleiche

Bei der Frage nach seinem absoluten Lieblingsauto in dieser langen Zeit muss Schumacher einen Moment nachdenken: "Dein Lieblingsauto ist natürlich das, an dem du am meisten optimieren kannst. Die meiste Freiheit hatte ich bei den Autos von 2002 bis 2004. Mit den elektronischen Hilfen und den damaligen Reifen konnte ich bei den Kurvengeschwindigkeiten, den Rundenzeiten und der Effizienz das Optimum herausholen. Wichtig sind vor allem das Gesamtpaket des Autos und die Aerodynamik", sagt Schumacher. Und seine Formel für das perfekte Auto beschreibt er so: "So wenige Zylinder wie möglich bei maximaler Leistung."

Was er nach seiner aktiven Rennfahrer-Karriere wirklich machen will, das weiß Michael Schumacher noch nicht so recht. Eines wollte er aber einmal klarstellen: "Viele sind ja der Meinung, wir Rennfahrer sind die totalen Adrenalin-Junkies, aber das ist definitiv nicht der Fall", sagte Schumacher. Was allerdings stimme: "Ich bin sicherlich ein kompetitiver Charakter, das ist einfach eine Eigenschaft, die in mir drin ist."

Neues Leben

Fraglich sei allerdings noch, wie Schumacher diesen Charakterzug in Zukunft ausleben will. "Was mir wirklich Spaß macht, ist Reiten. Ich werde das mit meiner Frau machen und mit Sicherheit auch ein paar Wettkämpfe bestreiten. Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass es sich dabei nicht um eine professionelle Aktivität handeln wird, sondern es vor allem darum geht, Spaß zu haben."

Außer dem Reiten bietet der Rennfahrer-Ruhestand Michael Schumacher bislang offenbar noch keine neuen Herausforderungen. "Bisher konnte ich mich nur auf das Reiten festlegen. Und ich werde versuchen, das Leben neben der Formel 1 intensiver zu genießen." Ein anderes Rätsel wird sich wohl schon im Laufe des Sonntagabends auflösen: Mercedes will Schumacher zum Abschied hier in Brasilien noch eine Überraschung bereiten - bis jetzt streng geheim, wie Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der selbst am Samstag seinen 60. Geburtstag feierte, betont.