Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo verfasste diese Woche einen offenen Brief an seine Mitarbeiter, um die Belegschaft auf das große Finale einzuschwören. Sein Tenor: Man werde "alles" tun, um den Titel noch möglich zu machen. In den letzten eineinhalb Jahrzehnten sei Ferrari bis auf wenige Ausnahmen stets bis zum Saisonende um den Titel mitgefahren, schrieb Montezemolo. "Nun sind wir wieder dabei. Und wir wollen gewinnen."

Laute Kritik

Jetzt fragt sich die Formel 1, wie weit das zitierte "Alles" wohl gehen würde? So weit, mit irgendwelchen neuen Teilen aufzutauchen, die sich mehr als an der Grenze zur Legalität bewegen? Oder vielleicht sogar so weit, den treuen "Sekundanten" Felipe Massa darauf anzusetzen, im Notfall Sebastian Vettel auf irgendeine Art und Weise von der Strecke zu befördern? Das würde zwar nicht wirklich zum Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali passen. Aber auf Druck von weiter oben . . . ?

Schon für den "fiesen Trick" (Bild-Zeitung) von Austin, Felipe Massa durch den provozierten Getriebewechsel um fünf Plätze zurück versetzen zu lassen und damit Fernando Alonso auf die "saubere" Seite der Startaufstellung zu bugsieren, hagelte es viel Kritik. Und tatsächlich muss man in Sachen teaminterner Taktikspielchen außerhalb von Ferrari schon lange. Hingegen gab es so etwas zum Beispiel bei McLaren 2007 im Finale nicht - worauf man prompt den Titel verlor, als sich Lewis Hamilton und Fernando Alonso belauerten und am Ende Kimi Räikkönen im Ferrari der lachende Dritte war.

Auch 2010 bei Red Bull griff im Endkampf niemand ein, selbst wenn man dadurch Gefahr lief, den Titel an Alonso zu verlieren. Dass sich am Ende Sebastian Vettel seinen ersten WM-Titel holte, war dessen fantastischer Leistung in der zweiten Saisonhälfte zu verdanken. Und einer völlig verunglückten Ferrari-Strategie im Finale.

Leise Vorwürfe

Red Bull schaut auch in Sao Paulo nicht links, nicht rechts. "Wir konzentrieren uns auf unser Programm und unser Rennen. Wenn wir das konsequent tun, dann kann uns alles andere egal sein." Auch Sebastian Vettel will sich mit Spekulationen, was Ferrari wohl noch tun könnte, gar nicht auseinandersetzen. "Was sie machen, liegt nicht in unserer Hand. Sie gehen an die Sache im Vergleich zu unserem Team anders heran." "Wir denken gar nicht daran, mit irgendwelchen Tricks zu arbeiten", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner.