Michael Schumacher war in den letzten Jahren ziemlich konsequent. Für weiß Gott wie große Interviews war er in seinem "zweiten Leben" als Formel-1-Pilot nicht mehr zu haben. Lediglich donnerstags vor jedem Grand Prix hat er sich bei Mercedes für mehr oder meist weniger Fragen hingesetzt. In Abu Dhabi zum vorvorletzten Mal in seiner fast zwei Jahrzehnte langen Karriere.

Das Gedränge in dem ein paar Quadratmeter großen Kabäuschen war überschaubar. Irgendwie eine Art Endzeitstimmung. Die sonst hartnäckigen Fragen über Auto, Motor und Reifen waren sehr schnell abgehandelt. "Zurückentwickelt" habe sich Mercedes in diesem Jahr, sagte Schumacher. Aber über das Warum und Weshalb wolle er nur mit seinen Ingenieuren, sprechen, nicht mit Journalisten.

Der Vergleich

Wie man seine beiden Perioden in der Formel 1 vergleichen könne, wurde Michael Schumacher gefragt. Jene, in der er 91 Rennen und 7 WM-Titel gewonnen und jene, in der lediglich ein mickriger Platz auf dem Podium herausgeschaut hat. "Hängt davon ab, wie man es nimmt", sagte er lachend. "Aber es war es auf alle Fälle wert", sagte Schumacher, Comeback und drei Mercedes-Jahre kurz und bündig zusammenfassend.

Also Vettel. Sebastian Vettels Chancen in den letzten drei Rennen und auf dessen dritten WM-Titel? "Die Konzentration ist in dieser Phase bei allen auf absolutem Höchststand", sagt Michael Schumacher etwas sperrig. Aber Vettel, so glaubt er, werde eher die "sicherere Variante" wählen, während Fernando Alonso aggressiver sein werde.

Die Zukunft

Und dann sofort die Frage nach der eignen Zukunft. "Ich werde das Leben führen, das ich auch dazwischen geführt habe", sagte Schumacher. "Es gibt viele Leute, viele Ideen, viele gute Ratschläge. Ich werde meinen Weg finden." Klingt irgendwie unsicher. Womöglich ist Schumi nach dem abrupten Ende mit sich noch nicht ganz im Reinen. "Doch, doch", sagt er. "Ich bin zu hundert Prozent mit mir im Reinen. Und ich bin froh, dass es einen Nachfolger (Anm., Lewis Hamilton) gibt, der bei Mercedes alles weiter führt.

Kein Grübeln, ob es nicht doch besser gewesen wäre, im Sommer, als das Angebot auf dem Tisch gelegen ist, bei Mercedes nochmals den Vertrag zu verlängern? Zum damaligen Zeitpunkt sei Mercedes "definitiv keine Option gewesen", sagt Schumacher knapp.

Der Abschied

Sehr wohl gebe es aber Überlegungen, ins Management von Mercedes zu wechseln. "Das werden wir nach der Saison besprechen." Auf die Frage, ob er jetzt, im Alter, all seine Rekorde mehr zu schätzen wisse, lacht Schumacher nochmals herzhaft auf. "So alt bin ich auch wieder nicht." "Eine letzte Frage", sagt Mercedes-Sprecher Wolfgang Schattling. Es ist mucksmäuschenstill. Keine Frage mehr. Schumi springt von seinem Hocker. Und weg ist er.