Ein Sonntagmorgen vor einem Grand Prix verläuft im Grunde alles nach "Schema F". Außer Promis sieht man wenig im Fahrerlager, die Fahrer haben sich in ihre Motorhomes zurückgezogen, kaum jemand ist ansprechbar. Aber am Sonntag gab es einen ziemlich aufregenden Vormittag im Motodrom von Hockenheim. Um 9.55 Uhr veröffentlichte der internationale Automobilverband (FIA) einen Technikreport. Der FIA-Delegierte Jo Bauer habe ein auffälliges Motormanagement bei beiden Red Bulls entdeckt. Rätselraten, Beratungen, Meetings sind in solchen Fällen die Folge. Am Ende verlief alles im Sand, Red-Bull-Chefingenieur Adrian Newey lieferte den Sportkommissären die wohl nötigen Beweise, wonach alle weiteren Schritte eingestellt wurden. "Das Auto steht da", sagte Vettel noch auf der Startaufstellung. "Also fahren wir." Nur ruhig wurde es den ganzen Tag nicht mehr.

Außer für Fernando Alonso. Der Spanier befindet sich wieder einmal in der Form seines Lebens und lieferte einen Start-Ziel-Sieg, ohne Fehler, ohne Verbremser, mit einem nie schwächelnden Ferrari.

Die Gegner machten die Fehler. Sebastian Vettel rutschte nach seinem ersten Stopp hinter Kobayashi zurück. Der Japaner hielt den Deutschen zwar nicht lange auf, aber wieder waren ein, zwei Sekunden dahin. Dann ein kleiner Rutscher in der Kurve nach Start und Ziel, dann meldete die Red-Bull-Box, dass das KERS nicht mehr so hundertprozentig funktioniere.

Schneller Überrundeter

Zum Ärgernis der beiden Leader machte sich der überrundete Lewis Hamilton (18.) plötzlich wichtig. Er zwang Vettel (2.) in ein Duell. Und so kam auch Jenson Button an Alonso und Vettel heran. Der Brite überholte Vettel, musste diesen aber im Finish wieder ziehen lassen. In einer Aktion, die wieder die Sportkommissäre bemühte. Vettel wurde von der McLaren-Box vorgeworfen, er habe beim Überholmanöver die Strecke verlassen, sich dadurch einen Vorteil verschafft. "Was ein Blödsinn ist. Button war neben Sebastian, drängte ihn nach außen und Sebastian konnte sich doch nicht auflösen. Er hat so nur einen Unfall verhindert", meinte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Die Sportkommissäre sahen es anders. Klarer Regelverstoß, der mit einer Stopp-and-Go-Strafe zu ahnden sei. Weil das Rennen aber schon zu Ende war, wurden Vettel 20 Strafsekunden aufgebrummt. Damit wurde er am Ende nur Fünfter.

Alonso auf WM-Kurs

Helmut Marko, Motorsportberater bei Red Bull, tobte: "Es war alles nervenaufreibend. Zuerst die Aktion von Jo Bauer, die völlig haltlos war. Dann wurde der unnötige Auftritt von Hamilton nie geahndet und am Ende wurde Vettel bestraft." Und so hat zur Halbzeit der Formel-1-Saison Niki Lauda schon den Weltmeister von 2012 entdeckt. "Fernando Alonso! Er fährt so gut und macht keinen Fehler. Die Gegner warten auf einen Fehler. Aber der wird nicht kommen... "