Pirelli ist Exklusiv-Ausrüster der Formel 1. Sind Sie zufrieden mit der bisherigen Performance in diesem Jahr?

PAUL HEMBERY: Ja, natürlich. Wir haben doch eine spannende erste Hälfte der Saison erlebt. Mit einer Menge Sieger. Einen Teil zu dieser Ausgeglichenheit haben sicher wir beigetragen. Die Formel 1 ist mehr Unterhaltung als je zuvor. Also warum sollen wir nicht zufrieden sein.

Aber ihr seid auch kritisiert worden über die Charakteristik der Reifen, die zu unterschiedlich und manchmal auch viel zu schnell abbauen?

HEMBERY: Da muss man aufpassen mit dem Wort Kritik. Es gibt einen Unterschied, zwischen dem, was in den Medien zu lesen ist und was wir in den technischen Meetings von den Teams hören. Es ist eine Herausforderung für alle geworden, das Maximum herauszuholen. Für Ingenieure und auch für die Fahrer. Jeder steht in der Formel 1 vor der gleichen Aufgabe.

...und das hat man von Ihnen auch so verlangt?

HEMBERY: Ja richtig. Wir haben die Reifen gebaut, die die Formel 1 wollte. Das wollte nicht nur die FIA so, das wollten auch die Teams. Die Formel 1 wollte wieder aufregender sein. So gesehen haben wir doch einen guten Job gemacht. Als Fan wäre ich ganz begeistert von der Formel 1 2012.

Ist es schwierig, mit zwölf Teams zu arbeiten. Kann man jedem alles recht machen?

HEMBERY: Das ist nicht das Thema. Alle Teams bekommen die gleichen Reifen geliefert. Die Team-Ingenieure müssen das Beste daraus machen. Das Problem war heuer nur, das wir die Mischungen in Summe etwas weicher gemacht haben. Und damit hatten verschiedene Teams ein paar Probleme.

Wenn ein Reifen so schnell abbaut, schnell Haftung verliert, sieht der Zuschauer dann nicht nur einen schlechten Pirelli-Reifen. Ist das nicht viel zu viel Negativ-Werbung?

HEMBERY: Nein, das sehe ich nicht so. Unsere Aufgabe, der Job der gesamten Formel 1 ist es, die Fans zu unterhalten. Das war nicht immer so, wir hatten viele langweilige Rennen. Jetzt ist sie aufregender den je. Wir stehen im Konkurrenzkampf zu Fußball, zu den Olympischen Spielen, zu jeder anderen Sportart. Und nur mit einer aufregenden Formel 1 können wir Fans gewinnen.

Jetzt hat aber Michael Schumacher gemeint, ein zweiter Reifenhersteller wäre besser.

HEMBERY: Das ist scheinbar das Thema der Woche. Nun, die Regel ist, dass es nur einen Reifenhersteller geben kann. Wenn sich die Regel ändert, müssen wir unser Engagement natürlich neu bewerten. Ich weiß nicht, wie weit man gehen müsste, in einem Duell mit anderen Herstellern. Schließlich geht es auch um Sicherheit. Ein ganz, ganz wichtiger Faktor für uns. Sicherheit ist bei den Formel-1-Reifen derzeit kein Problem mehr.