Das strahlende Gesicht aus der Zahnpasta-Reklame ist verschwunden, das Image hat leichte Dellen abbekommen. Vorbei die Zeit, in der es für Sebastian Vettel wie am Schnürchen lief. Und in Deutschland wächst ein bisschen der Druck, geht die Presse mit dem zweifachen Weltmeister nicht mehr so zimperlich um. Zumal er heuer erst einen vollen Erfolg, gegenüber deren sechs im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt, verbuchen konnte.

Er sei als Zugpferd noch zu schwach, heißt es, bei Weitem nicht der Publikumsmagnet wie ein Michael Schumacher. Mit bisher 55.000 verkauften Tickets ist man weit entfernt vom einstigen Schumi-Hype mit nahezu 100.000 Fans. Während Schumacher aber neun Mal ein Formel-1-Rennen in Deutschland hat gewinnen können, ist Vettels Heimbilanz noch ungekrönt. Kein Sieg in fünf Anläufen. Ja, er hat bisher noch nicht einmal ein Rennen im Juli gewonnen. Es stecke ein Halbzeit-Fluch in ihm, er kokettiere mehr mit Ferrari, Red Bull setze schon auf Mark Webber ist landauf, landab zu lesen. Was natürlich ein Blödsinn ist. "Wir als Team tun für beide alles. Wenn beide gewinnen können, lassen wir sie fahren. Auch gegeneinander. Das war schon immer die Philosophie von Red Bull", meinte Teamchef Christian Horner dazu.

Lustige Runde

Dabei gibt es gar nicht so viele Weltmeister, die ihr Heimrennen nicht gewinnen konnten. Ein Jacques Villeneuve hat nie in Kanada gewonnen, Alan Jones nie einen australischen Grand Prix, Mario Andretti nie den amerikanischen, Graham Hill und Jenson Button nie den britischen. Also saßen die beiden deutschen Protagonisten der Formel 1 (übrigens mit ihren Landsleuten Rosberg, Hülkenberg, Glock - und Mark Webber) zusammen bei der obligaten Donnerstag-Pressekonferenz. Es war eine lustige Runde. Schumacher und Vettel schmunzelten um die Wette, erzählten von speziellen Erinnerungen an ihre Rennen in Hockenheim. Während Vettel da mehr seine Kindheit bemühte, als er mit seinem Vater vom heimatlichen, 40 km entfernten Heppenheim, den Deutschland-GP besuchte, philosophierte Schumacher schon von seinem ersten Sieg hier 1995.

Von einem Juli-Fluch wollte Vettel nichts wissen. Er mache da weder Urlaub noch ließe er locker. Über die Geschichten seiner angeblichen Wechsel-Tendenzen zu Ferrari, könne er nur schmunzeln (so wie mit Schumacher). Er werde eben wieder versuchen, den Heim-GP zu gewinnen. Das Auto dazu habe er, was auch Mark Webber in seinem einzigen Statement bestätigte.