Lewis Hamilton (27) ist offenbar in der Zwickmühle. Vor zwei Wochen in Kanada war er der siebte verschiedene Sieger im siebten Saisonrennen. Auf einmal führt er, wenn auch nur um zwei Pünktchen, die Weltmeisterschaft an. Und ein neuer Spitzenvertrag bei McLaren soll ebenso bereit liegen.

Doch Hamilton, vor vier Jahren erster farbiger Weltmeister der Formel 1, macht keinerlei Anstalten, zu unterschreiben. Er fährt das sechste Jahr und in vier Wochen in Deutschland sein 100. Rennen für McLaren. Aber sein Name wird derzeit mit Mercedes sowie, nach den Annäherungsversuchen des Vorjahres, abermals mit Red Bull in Verbindung gebracht. Hamilton und dessen Management machen das recht plump und offensichtlich.

"Die üblichen Mätzchen, um seinen Preis bei McLaren nach oben zu treiben", sagt Helmut Marko, Motorsport-Chef von Red Bull, zum Thema Hamilton. Dabei soll McLaren-Boss Martin Whitmarsh ohnehin bereits kolportierte 25 Millionen Euro Jahresgage für drei Saisonen geboten haben.

Kein Auto frei . . . ?

Vorm "Grand Prix von Europa" am Sonntag in Valencia, vorletztes Rennen vor der Saisonhälfte, steht das Transferkarussell der Formel 1 damit für diese Jahreszeit ungewöhnlich still. "Alles hängt von Schumacher ab", sagt Marko. "Wenn Schumacher aufhört, dann kommt richtige Bewegung hinein." Wenn Michael Schumacher, dessen 3-Jahres-Vertrag bei Mercedes mit dieser Saison endet, weiter- macht, wird es kaum einen freien Sitzplatz in einem der vorderen Autos geben.

Denn Helmut Marko hätte bei Red Bull zwar selbst ein Cockpit, auf das die halbe Formel 1 spitzt. Derlei Hoffnungen scheinen sich aus heutiger Sicht aber neuerlich zu zerschlagen. "Never change a winning team", sagt Marko lachend, wenn man ihn auf seine beiden Piloten anspricht. Doppel-Weltmeister Sebastian Vettel hat ohnehin noch einen Vertrag - für 2013 ohne jedes Wenn und Aber, für 2014 mit diversen Leistungsklauseln. Und dass jener von Mark Webber (35), seit jeher immer nur für ein Jahr abgefasst, abermals verlängert wird, dafür mehren sich die Anzeichen. "Never change ist winning team. Damit ist ja eigentlich alles gesagt", wiederholt Marko. Es gebe auch bereits Gespräche mit Webber. "Alles andere, wie etwa seine Kontakte zu Ferrari, wird ihm eher angedichtet, als dass wirklich etwas Wahres daran wäre."

. . . ein Ferrari frei?

Womit nach wie vor alles still steht. Und womöglich auch stehen bleibt. Bei Red Bull fährt Webber weiter, damit wird kein Auto frei. Michael Schumacher fährt auch nächstes Jahr für Mercedes, Hamilton für McLaren. Es bliebe überhaupt nur noch Ferrari als Fragezeichen. Oder nicht einmal das. Felipe Massa zeigt Aufwärtstendenz. Der Herr Sohn von Jean Todt, Präsident des Weltverbandes FIA, ist Manager von Massa. Und der Draht zwischen FIA und Ferrari ist derzeit wieder einmal ein besonders guter.