Als er in Las Vegas gefragt wurde, ob denn FIA-Präsident Mohammed Bin Sulayem schon auf das öffentliche Statement der Fahrergewerkschaft GPDA reagiert hätte, musste George Russell laut lachen, ehe er mit einem kurzen „Nein“ antwortete. Damals hatte die GPDA, deren Präsident der Österreicher Alexander Wurz und deren Direktor Russell ist, die FIA und auch Bin Sulayem kritisiert. So manch seltsame Strafe sowie die Bestrafungen für Schimpfwörter auf Pressekonferenzen waren Themen.

Auch der generelle Ton, dessen sich der FIA-Präsident im Umgang mit den Piloten öfters bediene – und durch den sie sich manchmal wie kleine Kinder behandelt vorkämen. „Unsere Mitglieder sind Erwachsene. Man braucht uns nicht über die Medien Anweisungen zukommen zu lassen, wenn es um so triviale Dinge wie das Tragen von Schmuck oder Unterwäsche geht“, hieß es im Statement. Allgemein fehle es an der Transparenz, zum Beispiel in dem Punkt, wofür die von der FIA eingetriebenen Geldstrafen eigentlich verwendet würden. Seit drei Jahren bitte man um Aufklärung darüber – und habe nie eine erhalten.

Kein freiwilliger Abgang

Angesichts dieser „Schweigsamkeit“ der obersten Sportbehörde rechnet Russell auch nicht damit, noch eine Reaktion auf das Statement der Fahrer zu bekommen. Auch deshalb legte der Brite noch einmal nach und machte klar, dass sich das Verhältnis immer weiter verschlechtere. Zuletzt durch den plötzlichen Abgang von Rennleiter Niels Wittich, den die FIA als „dessen Entscheidung“ darstellen wollte. Wogegen der Deutsche aber öffentlich widersprach: „Ich bin gefeuert worden.“

Wirklich klar sind die Hintergründe nicht, aber interne FIA-Quellen lancierten, dass Wittich wohl von Bin Sulayem nach Meinungsverschiedenheiten entlassen worden sei. Und auch wenn er durchaus bei den Fahrern wegen seiner autoritären, oberlehrerhaften Art nicht immer sehr beliebt war – wie diese Entscheidung ablief, macht Russell wütend: „Wir waren nicht informiert. Es war eine Überraschung für uns alle. Wir haben als Fahrer oft das Gefühl, dass wir die Letzten sind, die solche Dinge erfahren.“

Kein idealer Zeitpunkt

Auch Weltmeister Max Verstappen findet das Vorgehen eigenartig – und vor allem auch den Zeitpunkt der Entscheidung: „Natürlich ist es ein bisschen seltsam, das drei Rennen vor Schluss zu tun. Es spielt keine Rolle, ob man bestimmten Dingen positiv oder negativ gegenübersteht, und ich dachte zum Beispiel in Brasilien, dass es definitiv Raum für Verbesserungen gab, aber es ist trotzdem seltsam, jetzt mit einem anderen Rennleiter zu tun zu haben.“ Und zwar mit dem Portugiesen Rui Marques, der zwar bisher in der Formel 3 und der Formel 2 einen guten Job machte, aber eben noch keinerlei Formel-1-Erfahrung hat.