Die nackten Zahlen beeindrucken. Sie stoßen in Sphären eines Michael Schumachers (7 WM-Titel) und Walter Röhrl (4facher Monte-Sieger, stets mit einer anderen Marke) vor. Denn die beiden französischen Sebastiens - Loeb und Ogier - haben die letzten 15 Rallye-Weltmeisterschaften gewonnen - und 13 Siege bei der Rallye Monte Carlo. Sie scheinen unantastbar zu sein. In ihrer Art unschlagbar, zwei Piloten auf dem Gipfel der fahrerischen Fantasien, immer wieder aufs Neue die Grenzen der Physik verschiebend.
Und dennoch: Beide betreten ausgerechnet zu Beginn der Rallye-Weltmeisterschaf 2019 fremdes Terrain. Nach sechs WM-Titel in Folge kehrt Sebastien Ogier zu seinem alten Arbeitgeber Citroen zurück. Er fährt um den sechsten Monte-Sieg.
Auf der anderen Seite hat Sebastien Loeb ausgerechnet beim französischen Hersteller gekündigt. Schon sein Dakar-Ausflug vor wenigen Tagen in den Wüstenregionen Perus war ein reiner Privateinsatz. Er soll Hyundai beim ersehnten Gewinn der WM helfen. Der Elsässer hat bei den Koreanern einen Vertrag für sechs Rallies unterschrieben. Und jetzt freut sich die Rallye-Welt auf einen köstlichen Zweikampf der alten Gegner und Teamkollegen. Loeb und Ogier haben zwischen 2009 und 2011 bei Citroen die Schwerter gekreuzt. In einer Art und Weise, die in einer handfesten Fehde endete.
Dazu bietet aber die Monte nicht gerade das beste Geläuf, um gleich auf Anhieb mit einem neuen fahrbaren Untersatz auf ganz schnell zu machen. Die "alte Dame" das Rallyesports ist im Grunde eine Asphaltrallye, verschärft mit hinterhältigen Eisplatten und Schneepassagen. Man ist geneigt, in eine Falle zu tappen.
Das wissen die "Sebs" natürlich ganz genau. Und sie werden sich hüten, zu forsch an die Sache zu gehen. Nur demütigen werden sie sich nicht lassen. Die Szene ist gespannt. Schon weil die Cockpits im Winter gehörig durcheinander gewürfelt wurden. Bei Citroen steht nämlich neben Ogier auch Esapekka Lappi unter Vertrag. Eine jener schnellen Finnen, die in regelmäßigen Abständen aus den Wäldern des hohen Nordens gekrochen kommen. Und genau dort, das besonders hurtige Autofahren gelernt haben. Wie sie es schon am Donnerstag beim Shakedown geprobt haben.
Sebastien Loeb fährt bei Hyundai nur sechs Rallyes, das heißt, dass da wohl Thierry Neuville voll auf die WM gesetzt wird. Hyundai will endlich den Titel. Da spitzt sich ein Fernost-Duell zu, denn auch Toyota hat den sehnlichen Wunsch nach Erfolg. Und dazu haben sie auf dem Fahrermarkt kräftig ausgerüstet. In Monte Carlo fahren Jari-Matti Latvala, Ott Tänäk und Kris Meeke für die Japaner.
Und die Toyota-Piloten legten einmal vor. Der Este Tänak fuhr auf der ersten SP am Donnerstag Bestzeit, fünf Sekunden vor Teamkollege Meeke, zehn bzw. zwölf Sekunden vor Ogier und Loeb.
Schwer wird es für Ford nach dem Abgang von Ogier. Denn Elfyn Evans, Teemu Suninen und Pontus Tidemand zählen vielleicht noch nicht zu den ganz großen Sieganwärtern.
Vier Tage wird in den französischen Seealpen rund um Gap, dem Geburtsort von Ogier, gefahren. Leicht komprimiert. Denn es gilt "nur" 16 Sonderprüfungen zu bewältigen. Beginnend mit zwei Nachtprüfungen am Donnerstag.
Wie in der Formel 1 bietet auch die WRC Live-TV an. Und zwar von allen Rallyes, von allen Sonderprüfungen. Das Jahresabo WRC+ kostet 89,90 Euro. Auf www.wrc.com.