Ihr Spitzname „Luggi“ mit Doppel-gg ist eher unüblich für Lucas, oder?
LUCAS AUER: Man sagt ja „Luci“, aber ich denke, dass ich den Namen schon als ganz kleiner Bub immer mit Doppel-gg geschrieben habe, als ich noch nicht schreiben konnte (lacht).
Wäre das jetzt auch geklärt.
Ja, so ist er wahrscheinlich entstanden.
Dann sprechen wir über ihren bisherigen Karrierehöhepunkt, die bevorstehenden Formel-1-Tests in Ungarn. Ein Kindheitstraum, der für Sie in Erfüllung geht, oder?
Oja, das ist der absolute Wahnsinn, dass mir Force India, dieses Topteam, wirklich die Chance gibt, einen Formel-1-Boliden zu testen.
Wie haben Sie reagiert, als Sie davon erfahren haben?
Ich war so emotional und überglücklich, das kann man kaum beschreiben. Ich hab' schon eine lange Motorsportkarriere hinter mir und dass es nun in Erfüllung geht, ist der Hammer. Danach hab' ich mir gedacht, wann geht’s endlich los, was kann ich tun, denn du machst dir tausend Gedanken, wie man sich vorbereiten kann.
Wer bekam den ersten Anruf?
Die Mama, die war voll baff.
Wie bereitet man sich eigentlich auf solche Formel-1-Testfahrten vor?
Der Terminkalender war jetzt relativ eng, aber ich hab' nun viel Zeit mit Nackentraining und Fitness verbracht. Beim Formel-1-Rennen am Wochenende durfte ich reinschnuppern und hab' dadurch viel mitbekommen, um was es geht.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Tests?
Eigentlich mit keinen. Ich werde jede Sekunde genießen und mich voll reinhauen.
Wie nahe ist man der Formel 1, wenn man testen darf?
Näher, als wenn ich nicht testen würde (lacht). Ehrlich gesagt, da hab' ich noch überhaupt keine Ahnung.
Ist Lucas Auer nicht mehr „nur“ der Neffe von Gerhard Berger?
(lacht) Hmm, da bin ich noch zu weit weg. Der Schritt ist halt immer, dass man schreibt: 'Lucas Auer und dann kommt im zweiten Schritt der Onkel von ...“ Da muss ich noch viel mehr abräumen, bis sich das ändert.
Vielleicht ja schon nach den Tests...
Ich nehm' sie beim Wort (lacht).
Wie hat er eigentlich reagiert?
Er war super happy, weil er genau weiß, was das für ein Traum für mich ist.
Und Toto Wolff?
Er hat sich riesig mit mir gefreut und ist sicher gespannt, was ich abliefern werde. In den nächsten Tagen wird er garantiert ab und zu auf den Monitor schauen. Ich hab mit Toto ein super Verhältnis. Auf der einen Seiten gibt es die Momente, in denen wir zusammen lachen. Auf der anderen Seite, wenn es um Punkte geht, liegt der Fokus einzig und allein darauf - so wie es sich gehört. Es ist wichtig, abschätzen zu können, wann es ernst zugehen muss und wann man locker sein kann.
Wann sehen wir den 16. Österreicher in der Formel 1?
Ich sitze 2017 in der DTM, da kämpfe ich um den Weltmeistertitel. Die Chance ist so groß wie nie für mich. Also dieses Jahr sicher nicht (lacht).
Dann gehen wir noch zur DTM über. Die befindet sich momentan in der Sommerpause. Sie liegen nach zehn von 18 Rennen auf Position drei in der WM-Wertung, 14 Punkte hinter Matthias Ekström und 13 Rene Rast. Voll auf Kurs, oder?
Ja, auf jeden Fall. Die ersten Rennen waren mega. Dass ich jetzt von Audifahrern umlagert werde, ist kein Geheimnis. Die präsentieren sich sehr stark, aber nichtsdestotrotz werden wir akribisch an uns arbeiten, dass wir dagegenhalten und ich bin überzeugt, dass wir zurückschlagen werden. Auch in dieser Saison war es meistens so, dass die üblichen Verdächtigen vorne lagen.
Apropos übliche Verdächtige. Ihr Teamkollege und Vizemeister von 2016, Edoardo Mortara, der von Audi zu Mercedes gewechselt ist, hätte man vorne weiter erwartet.
Er braucht einfach noch etwas Zeit. Audi und Mercedes haben komplett unterschiedliche Philosophien, andere Autos. Vom Können her, hat Edo so viel Talent, dass er in der Zukunft ganz sicher den meisten wieder um die Ohren fahren wird.
Wer ist ihr größter Konkurrent auf den WM-Titel, Ekström?
Alle fünf Audifahrer um mich herum sind beinharte Konkurrenten. Deshalb würde ich mich jetzt auf keinen bestimmten fixieren. Es kann noch so viel passieren.
Aber mit dem aktuellen Zweiten in der Wertung, Rene Rast, haben wohl nicht so viele gerechnet, oder?
Man darf nicht vergessen, dass der Hundling schon so erfolgreich war, hat enorm viel Erfahrung aus den 24-Stunden-Rennen mitgebracht und meiner Meinung steht er berechtigt jetzt vorne in der DTM. Er ist kein Rookie, der schnell Fehler macht und das war vielen bewusst, dass er gefährlich sein kann und das hat man jetzt auch gesehen. Und bei Audi ist er daheim, da kennt er sich aus.
Mit Lucas Auer im Mercedes unterwegs
Was war Ihr Höhepunkt in der bisherigen DTM-Saison?
Erst einmal sicherlich die ersten drei Rennen, die waren sensationell. Und auch alles das, was am Norisring passiert ist, ist mir natürlich in Erinnerung geblieben. Im ersten Rennen der Ausfall, zum dritten Mal hintereinander nicht gepunktet, und dann im zweiten Rang zwei in so einem toughen Race. Im Kopf eines Rennfahrers schwirrt zwar immer herum, dass du durchstarten wirst, aber es wäre übertrieben, wenn ich sagen würde, dass ich mit so einem Saisonstart gerechnet hätte.
Warum ist heuer der Knopf so richtig aufgegangen?
Ich bin jetzt im dritten Jahr, da hab ich inzwischen viel Erfahrung sammeln können. Ich bin heuer in der Vorbereitung viel Kart gefahren und auch andere Serien. Ich hab stets versucht dazuzulernen, was ich eben in der DTM auch anwenden konnten. Und zusätzlich habe ich viel Detailarbeit betrieben, so etwas zahlt sich irgendwann aus und das ist jetzt zurückgekommen.
Detailarbeit?
Was brauch ich, um in der DTM schnell zu sein.
Darüber spricht man wahrscheinlich nicht im Detail?
Stimmt, das muss die Konkurrenz ja nicht mitbekommen...
Sie sind zwar der jüngste in der DTM, aber inzwischen erwarten viele, dass Sie vorne mitmischen. Verspüren Sie jetzt mehr Druck?
Nein, verspür' ich nicht, da mir das Team immer Zeit gab. Aber mir ist jetzt schon bewusst, dass ich in meiner derzeitigen Position etwas abliefern muss. Die Erwartungshaltung ist jetzt eine komplett andere, als vor der Saison, aber das ist so im Motorsport.
Kürzlich kam der Paukenschlag, dass Mercedes aus der DTM mit Ende 2018 aussteigt. Hat Sie das überrascht?
Ja, schon. Allerdings muss man die Entscheidung respektieren, wenn sie diesen Weg in der Zukunft einschlagen wollen. Für mich ändert sich unter Saison nichts, wir müssen mit Vollgas weiterarbeiten und alles Erdenkliche herausholen.