"Ui, ui, ui – schwerer Unfall von Gerhard Berger." Und allein am Tonfall riss es einen, kam Eiseskälte auf, die Fans und Unbedarften Ganslhaut verlieh. Heinz Prüller ist einer von drei österreichischen Journalisten, die den Motorsport in die Wohnzimmer der Österreicher gebracht haben:  Martin Pfundner, ohne den es vermutlich nie eine Formel 1 in Österreich gegeben hätte, zumindest nicht so schnell, Helmut Zwickl vom "Kurier" und Heinz Prüller (Express, Krone, Ö 3, ORF etc.).

Wenn viele Moderatoren das Bild kommentieren, sich stets am Puls der Fakten orientieren, war das zitatreiche Schwadronieren um Vergangenes und mitunter auch Neues die Domäne des Heinz Prüller. Er wusste auch in halb privaten Kreisen, wie an einem Abend im Sauber-Motorhome, so charmant Geschichten zu erzählen, dass die Freudentränen eher waagrecht aus den Augen der Zuhörenden schossen, als simpel über Wangen zu kullern. Wie er vor gefühlten 100 Jahren einen Dieter Quester zur Weißglut brachte, als er ihm von den Heldentaten eines Max von Schaumburg-Lippe vorschwärmte.

Video: Heinz Prüller kommentiert das Legendenrennen 2014 in Spielberg

Wie er über Robert Kubica zu einem gewissen Swarovski umschwenkte, auch ein polnischer Rennfahrer aus der Steinzeit des Motorsports, der angeblich mit einer Überlebenden der Titanic verheiratet gewesen und dessen Sohn das Musical-Auto Tschitti-Tschitti-Bäng-Bäng gefahren sein soll – dann, genau in diesen Augenblicken war Heinz Prüller unschlagbar und unerreicht.

Prüller verstand es, auch in einer so hochtechnischen Sparte wie der Formel 1 den Menschen im Vordergrund zu lassen. Er sprach mehr über die Eigenheiten der Piloten als über Drücke und Anstellwinkel. So war Jackie Stewart für ihn auch ein Schafzüchter oder Ines Ireland ein Großwildjäger. Er stammt aber auch aus einer Zeit, als vieles, wenn nicht alles, einfacher war. Als Journalist war man damals natürlich dabei, als sich die Formel-1-Stars vom Motorboot des Schlosses Seefels über das Wasser des Wörthersees ziehen ließen. Es war für Reporter ganz selbstverständlich, am Pool zu hocken, wenn sich die Helden in Kyalami auf irgendeiner Ranch zum Grillen trafen. Heute alles undenkbar – in der sterilen Glitzerwelt.

Video: Vielleicht die beste Satire:

Nach eigenen Angaben hatte er mit 16 sein erstes Interview mit Enzo Ferrari, er war mittendrin im Rindt-Lauda-Berger-Hype. Er kommentierte Ski-Weltcuprennen, Olympische Spiele, Fußball-Welt- und Europameisterschaften. Er schrieb über 60 Bücher und erhielt den "Romy" als beliebtester Sportreporter.

Nach seiner Pensionierung vom ORF 2009 öffnete "Premiere" einen eigenen Prüller-Tonkanal für die österreichischen Seher. Aber seine große Zeit war abgelaufen. Nach seinem Schlaganfall heiratete er mit 70 seine Freundin Barbara Strasser. Gesundheitlich hatte er schwere Zeiten, war lange auf Reha in Innsbruck, lebt aber jetzt wieder in einem Heim in Wien.

Sein Moderationsstil wird für immer Kult bleiben. Die Kleine Zeitung gratuliert zum 80er.