Herr Hofmann, Sie sind zweifacher Vater. Was würden Sie sagen, wenn Ihre Kinder Rennfahrer werden wollen?

ALEX HOFMANN: Puh. Mein Junior fährt ein bisschen Motocross im Garten. Er sieht mich im Fernsehen und ist schwer davon abzuhalten. Er spielt mit Plastikmotorrädern die Rennen nach, aber zum Glück habe ich bei ihm mit seinen sechs Jahren noch nicht das totale Feuer in seinen Augen gesehen. Ich finde es auch gut, wenn er Motorräder und Autos beherrscht, wenn er dann auf die Straße darf. Aber wenn er sagen würde, dass er rennfahren will, hätte ich im ersten Moment ein Problem damit.

Sie sprechen fließend Deutsch, Italienisch, Spanisch, Englisch und Französisch. Wie kommt das?

HOFMANN: Ich hatte Französisch und Englisch bis zur zehnten Schulstufe und freiwillig Italienisch. Der Rest hat sich mit den Reisen ergeben und dadurch, dass ich nie für deutsche Teams gefahren bin. Ich hatte immer Mechaniker aus allen Ecken und Enden der Welt. Ich war sieben Jahre Testfahrer bei Aprilia und da war alles auf Italienisch.

Ist italienischer Lifestyle Ihres?

HOFMANN: Si.

Cappuccino oder Espresso?

HOFMANN: Eigentlich beides, aber es wird immer mehr Espresso.

Umso älter, desto weniger Milch im Kaffee. Was wird mehr?

HOFMANN: Das Genießen. Als Rennfahrer bist du kein Genussmensch. Du isst und trinkst das Nötigste und bist nur auf Performance ausgelegt. Ich mache immer noch Sport und will fit bleiben, aber im Zweifelsfall wird beim guten Wein noch ein Glas nachgeschenkt. Weil der Druck nicht mehr da ist, sechs oder acht Prozent Körperfett zu haben.

Gab es in Ihrem Leben viele Entbehrungen?

HOFMANN: Es kommt darauf an, wie du es machst. Die österreichische und deutsche Mentalität ist so, dass du zu 100 Prozent dafür lebst und so vielleicht schnell einmal den Spaß verlierst. Die Italiener sehen es ein wenig lockerer. Sie haben die Balance zwischen maximalem Training und dem Spaß, dem Dolce Vita, gefunden. Das können die besser.

Macht das Valentino Rossi aus?

HOFMANN: Zum Teil. Es ist auch der Grund, warum er nach 20 Jahren noch Grands Prix gewinnen kann. Er weiß, was er braucht, um Spaß am Motorradfahren zu haben. MotoGP am Limit ist kein Spaß, es ist Kämpferei, es ist Risiko. Aber er schafft es, an dieser Grenze seit 20 Jahren umherzumarschieren. Mit einem Lächeln im Gesicht, das nur kurz einmal weg war, als es einmal nicht so lief.

Was sind Motorradfahrer für Typen?

HOFMANN: Es sind schon wilde Hunde, Grenzgänger und was sie machen, tun sie extrem.

KTM wird beim Finale eine Wild Card erhalten. Ist die Maschine schon konkurrenzfähig?

HOFMANN: Natürlich fehlt noch was. Das Motorrad ist auf dem Red-Bull-Ring vor neun Monaten zum ersten Mal gerollt. Das Gefühl war von Beginn an positiv. Die wichtigen Puzzleteile, die man braucht, um schnell MotoGP zu fahren, schienen richtig zu liegen. Dass man die alle zusammenbringen muss, ist ein anderes Thema. In den Tests hier waren wir innerhalb von zwei Sekunden hinter den Besten. Bis Valencia wird es eine harte Arbeit, um noch einen Schritt zu machen. Es wird kein Top-Ten-Ergebnis geben, diese Illusion muss man sich nicht machen, vielleicht gibt es ein Pünktchen oder zwei oder drei. Dann wird man sehen, ob irgendwo ein Limit kommt, im Moment ist keines zu sehen. Es geht um das perfekte Puzzle. Ich bin schwerst beeindruckt, was sie in der Kürze der Zeit auf die Beine gestellt haben. Normalerweise geben sich Teams dafür einen Rahmen von drei Jahren, was sie in eineinhalb geschafft haben. Es ist alles parat, um aufzumischen.