Wie lange ist denn der Entschluss, auszusteigen, in Ihrem Kopf herumgegeistert? Oder macht man so etwas von heute auf morgen?
GERHARD BERGER: Es ging nicht nur um meinen Kopf. Sondern auch um den von Didi Mateschitz (Red Bull-Chef, Anm.). Wir haben den Plan, dass er das gesamte Team übernimmt, übers Jahr gemeinsam entwickelt.

Also kein Verkauf aus irgend einer Emotion heraus?
BERGER: Nein, genau umgekehrt. Emotional habe ich eine sehr starke Bindung zu Toro Rosso. Das ist mein Team, meine Leute. Aber wir brauchen ein Budget von 100 Millionen Euro, Tendenz steigend. Ich kann's nicht finanzieren, das muss Mateschitz machen. Also wäre es nicht fair, würde ich dennoch gleich viel Anteil am Team haben.

Wäre es nicht Ihr Part gewesen, einen entsprechenden Sponsor aufzutreiben? Warum ist das nicht gelungen?
BERGER: Ein solcher Sponsor hätte im richtigen Verhältnis zum Aufwand von Red Bull stehen müssen. Jemanden, der mit einem vergleichsweise kleinen Betrag als Trittbrettfahrer dabei ist, wollten wir nicht haben. Und inzwischen sind die wachsenden Budgets schneller, als die Möglichkeiten der Wirtschaft.

Wie sehr hat Sie das neue Reglement, das künftig zwei Teams unter einer Flagge verbieten könnte, beeinflusst?
BERGER: Dass wir eine solche Änderung nicht mittragen möchten, ist bekannt. Und nur um des Dabeiseins Willen dabei zu sein, dazu habe ich keine Lust.

Dass daher auch Herr Mateschitz Toro Rosso lieber heute als morgen zur Gänze verkaufen würde, ist das jetzt vom Tisch? Oder ist es aktueller denn je?
BERGER: Didi Mateschitz hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass zwei Teams für ihn nur dann Sinn machen, wenn er beide aus einem Technologiezentrum speisen kann.

Aber das letzte Wort bezüglich Reglement ist ja noch gar nicht gesprochen?
BERGER: Nein, ist es nicht. Doch darauf kann ich mich nicht verlassen, das ist mir zu unsicher.

Ist bei Ihrem Anteil Verkaufen das richtige Wort? Fließt hier überhaupt Geld? Herr Mateschitz ist ja im Gegenzug an Ihrer Speditionsfirma beteiligt.
BERGER: Und das bleibt er auch. Rennstall und Firma sind völlig getrennt zu sehen. Bei beiden geht es um Geld, aber auch um andere Dinge.

Sie wurden in der Formel 1 gerne als so etwas wie der Letzte von gestern bezeichnet. Ist es diesmal ein Abschied für immer?
BERGER (lacht): Nein, nein. Im Gegenteil. Es wird sich schnell wieder etwas auftun. Die Formel 1 ist und bleibt mein Leben.

Das klingt so, als ob Sie bereits etwas im Auge hätten?
BERGER: Überhaupt nicht. Da gibt es derzeit nichts.