Minardi war das Schlusslicht der Formel 1, das Armenhaus der Königsklasse. Immer im Hintergrund, am Ende des Fahrerlagers. Ein Teil von Minardi lebt bei Toro Rosso weiter. Und ihr seit plötzlich der Aufsteiger des Jahres. Mit Top-Ten-Platzierung, mit superschnellen Rundenzeiten. Verraten Sie uns das Rezept?
Gerhard Berger: Da gibt es kein Rezept. Ich will unsere guten Vorstellungen nicht überbewerten, nicht in Euphorie ausbrechen, trotz aller Flügel am Boden bleiben. Das kann sich alles in der Formel 1 schnell wieder ändern?

Aber ihr seit doch derzeit deutlich besser als das Schwestern-Auto von Red Bull?
Berger: Ja, dazu möchte ich auch der ganzen Mannschaft gratulieren. Zuerst den Fahrern, die das Optimum aus dem Auto herausholen, allen Technikern, die im Setup, obwohl es sehr verwandt ist mit Red Bull, kleine Schritte nach vorne machen.

. . . und dann der Ferrari-Motor?
Berger: Ja, da haben wir scheinbar einen entscheidenden Vorteil.

In einem Fachmagazin war zu lesen, dass ihr an Honda-Motoren interessiert seit?
Berger: Ah, ja, wirklich - vielleicht für den Generator der Energy Station, unseres Motorhomes im Fahrerlager. Nein, ich wundere mich immer, was oft geschrieben wird. Wir bleiben bei Ferrari, wir haben bis 2010 einen Vertrag und wir sind mit Ferrari mehr als zufrieden

Das heißt, da ist nichts dran, hat auch nichts damit zu tun, dass ihr Honda-Mann Takuma Sato in Jerez zu einer Testfahrt eingeladen habt?
Berger: Nein, das hat nichts mit Honda zu tun.

Aber gehört Sato zur engeren Wahl der möglichen Nachfolger von Sebastian Vettel, der bekanntlich zu Red Bull wechselt?
Berger: Mmh, nein würde ich nicht sagen. Es ist ein Test, an dem auch Sebastien Buemi teilnehmen wird.

Wäre der Schweizer ein möglicher Kandidat für Toro Rosso?
Berger: Schwer zu sagen. Er hat durchaus starke Momente. Ob es aber für die Formel 1 reicht...

Gibt keinen Fahrer der GP2-Serie, der Vorstufe zur Formel 1, der für Sie sofort in Frage käme?
Berger: Nein, derzeit sehe ich keinen. Wir werden einfach abwarten, wer auf dem Markt frei ist, wer sich anbietet, der auch zu uns passt.

Wenn Alonso doch bei BMW landet, wäre Nick Heidfeld frei?
Berger: Das ist richtig. Bei Red Bull kann ich mir Heidfeld aber auch nicht vorstellen. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich überall etwas auszusetzen haben. Aber wir werden es uns gründlich überlegen. Ich war immer für eine gewisse Kontinuität. Auch bei den Fahrer. Wir haben sicher bis Saisonende Zeit, uns zu entscheiden.

Wer entscheidet letztendlich bei der Fahrerwahl?
Berger: Die letzte Entscheidung trifft Didi Mateschtiz.

Dessen Anteile aber doch zum Verkauf stehen. Hat es in diesem Punkt eine Entwicklung gegeben?
Berger: Nein, es gibt immer Gespräche. Aber keinerlei Entscheidungen. Durch unsere Erfolge sind auch die Ansprüche, die wir an uns und unsere Partner stellen, nicht kleiner geworden.