Er rollte ganz gemächlich in die Boxenstraße, stoppte den Toro Rosso, faltete kurz die Hände, legte sie auf den Helm, schüttelte den Kopf - dann sprang Sebastian Vettel heraus und es folgte nur noch grenzenlose Freude. Auf dem Podium kämpfte er mit den Tränen. Seit 2006 (Schumacher in China) wurde nicht mehr die deutsche Hymne zu Ehren eines Siegers gespielt, die Melodie der früheren österreichischen Kaiserhymne "Gott erhalte Franz, den Kaiser" von Joseph Haydn.

Kein Zufallserfolg. In Monza wurde sie zu Ehren des Regenkönigs Sebastian Vettel aufgelegt, im Land seines Rennstalls Toro Rosso. Es war vielleicht der überraschendste Sieg in der Formel-1-WM 2008, aber es war kein Zufallserfolg, weil keiner auch nur in die Nähe von Vettel kam.

"Bin sprachlos". Gestartet wurde hinter dem Safety-Car, nach zwei Runden ging es los. Und man sah vorne nur den blau-roten Toro Rosso, hinter der Gischt suchte der Rest des Feldes einmal den rechten Weg. Vettel ließ sich den Tag durch nichts und niemanden verderben. Von keinen Superstars, von keinen Weltmeistern, von keinen Schachzügen und Strategieänderungen der anderen Teams. "Großartig, ich bin sprachlos. Das ist so viel besser, als man es ich vorstellt. Das ist der beste Tag meines Lebens", strahlte der 21-jährige Heppenheimer.

Reifenpoker. Freilich spielte der Regen in Monza eine große Rolle, aber einige Gegner hatten mit einem Reifenpoker im Qualifying schon am Samstag verloren (Hamilton). Der WM-Leader pflügte wohl wild entschlossen durchs Feld, nach den beiden Boxenstopps war dann aber hinter Massa auf Rang sieben Schluss, womit der Brite nur noch einen Punkt vor dem Brasilianer bliebt.

Trocken für Regen. Es verwundert auch ein wenig, dass Vettel trotz einer Trockenabstimmung seines Autos gewonnen hat. "Ja, wir sind volles Risiko gegangen. Wir haben einen guten Kompromiss gefunden und das hat sich bezahlt gemacht", analysierte auch der österreichische Teamchef Franz Tost. Dazu kam natürlich das riesige fahrerische Können von Vettel im Regen. Geheim hat er dafür schon vor Spa, wo es auch gerne tröpfelt, geübt. Auf der Schumi-Kartbahn in Kerpen. "Ich fuhr dort mit einem Rennkart mit Trockenreifen auf Regen. Das war ganz gut so, auch wenn mir mancher sagte, ob ich verrückt bin. Aber ich habe darauf bestanden", so Vettels Rezept.