Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz selbst ist seinen Firmenjet gestern in der Früh als Co-Pilot die etwas mehr als drei Stunden von Salzburg nach Andalusien geflogen. Während sein Motorsport-Berater Helmut Marko gemütlich im englischen Fachmagazin "autosport" ("Die Bibel", Zitat Marko) blätterte. Den neuen Formel-1-Wagen von Red Bull beschrieb Marko in drei Worten: "Besser, leichter, schneller." "Und schöner", wie Mateschitz später in Jerez beim ersten "roll-out" ergänzte. "Aber für Schönheit kriegst keine WM-Punkte", knurrte Marko.

Unspektakulär. Red Bull startet heuer in seine vierte Formel-1-Saison. Vor allem im letzten Jahr kurvte man lange Zeit weit hinter den Erwartungen herum. Vielleicht war die Präsentation des neuen Modells RB4 deshalb so unspektakulär. Ohne viel Tamtam wurde das Auto im Rahmen der ersten großen Testwoche der Formel 1 in Jerez einfach in der Boxengasse vor die Fotografen geschoben, danach drehte David Coulthard genau eine so genannte Installationsrunde. Als Mateschitz an die Strecke kam, war der Zauber längst vorüber.

Saisonziel. Aber das Saisonziel von Red Bull war ohnehin vorgegeben. Mit BMW, Renault und Williams möchte Mateschitz seine Boliden um Platz drei fahren sehen. Sprich, im Windschatten von Ferrari und McLaren. Bereits letztes Jahr hatte der Red-Bull-Boss ein Budget von 250 Millionen Dollar, fast 170 Millionen Euro, angedeutet. Für heuer sollen es an die 200 Euro-Millionen sein.

Weiterentwicklung. Technik-Chef Geoffrey Willis (kam von Honda) hat den neuen Red Bull RB4 in etwa so skizziert: Der Wagen sei zwar nicht zu 100 Prozent neu, aber "zu 90 und ein paar Prozent". Er ist eine Weiterentwicklung des vorjährigen Modells, wobei man vor allem auf die Standfestigkeit das Hauptaugenmerk gelegt habe. Das Getriebe ist komplett neu, muss ab heuer laut Reglement vier Grand-Prix-Wochenenden durchhalten, ist auf dem Prüfstand aber bereits 22 Stunden problemlos gelaufen. Und woran erkennt der Zuschauer den neuen Red Bull? Willis: "Das Auto ist schlanker, kompakter. Aber sonst sieht man die Unterschiede nur an einigen Details."

Details. Details aus der Hand von Designer-Genie Adrian Newey. Aber auch dieser schwächt ab. "Die Stabilität war letztes Jahr inakzeptabel, besonders hier mussten wir ansetzen." Über große, neue Trends in der Formel 1 wollte sich Newey aber nicht äußern. "Ich war in den letzten Tagen zu beschäftigt, um auf die anderen Autos zu schauen", schmunzelte der Star-Konstrukteur, der einst für Williams und McLaren deren Weltmeister-Wagen gezeichnet hat.