Am Kreisverkehr vor Bromham geradeaus Richtung Bromham. An der nächsten Kreuzung links nach Oakley. In Oakley rechts Richtung Clapham. Wieder links, dann rechts, noch einmal links. Ein paar Straßen weiter wird England vermutlich zu Ende sein. Der Sicherheitsbeamte an der Einfahrt zum "Bedford Business Park" nickt nur teilnahmslos. Wen es hierher verschlagen hat, der wird wissen warum.

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"Top secret Windtunnel". Der rote Bulle am unförmigen Betonblock rechter Hand ist ungefähr hundert Mal lebensgroß und auf fünfhundert Meter zu erkennen. Spielt aber keine Rolle. Denn wie gesagt, hierher verschlägt es normalerweise ohnehin keine Menschenseele. Und wenn schon? Jenes Grüppchen von Ingenieuren, das hier versucht, aus den Formel-1-Boliden von Red Bull Racing jeden noch so kleinen Sekundenbruchteil heraus zu quetschen, ist hinter meterdicken Betonmauern und hinter schweren Eisentoren verschanzt. "The middle of no where. The top secret Windtunnel of Red Bull Racing", versucht Teamchef Christian Horner möglichst ernst zu erklären. Höchste Sicherheits- und Geheimhaltungsstufe in der Mitte von irgendwo und nirgendwo.

Rund um die Uhr. Im Jahr 1955 aus der englischen Einöde gestampft, hat die "Royal Air Force" im gigantischen Windkanal von Bedford vor allem in den Tagen des "kalten Krieges" aufgerüstet. Raketen wurden ebenso getestet, wie Flugzeuge. Cruise Misiles, Tornados, Eurofighter, Teile der Concorde. Der eiserne Vorhang ist längst zerbröckelt, die Betonmauern von Bedford nicht. Irgendwann in den 90er-Jahren kaufte Tom Walkinshaw für sein Formel-1-Team Arrows den Windtunnel. Seit zwei Jahren gehört er Red Bull. Für umgerechnet fünf Millionen Euro renoviert, bläst der Wind heute rund um die Uhr Formel-1-Autos entgegen. In drei Schichten, 24 Stunden am Tag, zwölf Monate im Jahr.

Surren, Pfeifen, Grummeln. Hinter den Mauern surrt-pfeift-grummelt es. Nicht wirklich laut. Aber wahrscheinlich sind es die Betonwände, die den Lärm schlucken. Die sechs Rotorblätter sind gut und gerne zehn Meter hoch, noch heute aus Mahagoniholz und lassen sich dennoch mühelos mit dem kleinen Finger bewegen. Der Motor dreht 1100-Mal pro Minute, der Wind pfeift mit 50 Metern pro Sekunde. Über mehrere Ecken wird die Luft komprimiert, in einem Mega-Filter gereinigt, abertausende feine Lamellen, auf zehn Meter Höhe aneinander gereiht, wärmen sie auf konstante 22 Grad. "Der größte Radiator der Welt", deutet Christian Horner in Richtung Betondecke. "Wir nennen dieses Gebäude auch gerne Kathedrale..."