Sonntags-Zeitungen sind in England mindestens einen Kilo schwer und die meisten sind weit über 100 Seiten dick. Bei ihren gestrigen Schlagzeilen meinte man allerdings, es sei bereits Montag. Der "Grand Prix von England" sei längst gefahren. Und Lewis Hamilton, der neue Wunderknabe der Formel 1, habe natürlich auch sein Heimrennen gewonnen.

Zu früh gefreut. Von einem zehn Zentimeter hohen "Halle-Lewjah" in den "News of the World" bis zum "Great Brit" (Sunday Mercury), vom "New Kidd on the Block" und der "Lew-Mania" im "Sunday Mirror" bis zu einem "You do it for Britain, Lewis" (Sunday Express) überschlugen sich die Blätter mit ihren Headlines. Aber, zu früh gefreut. Denn Ferrari und Kimi Räikkönen haben Lewis Hamilton und den fast 100.000 Zuschauern in Silverstone einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

Boxen-Strategie. Als wäre noch immer Michael Schumacher im Auto gesessen und Strategie-Genie Ross Brawn auf der Kommandobrücke gestanden, trickste Ferrari mit brillanter Taktik, entschied das Ren nen bei den Boxenstopps und katapultierte Kimi Räikkönen nach Magny-Cours zum zweiten Sieg hintereinander und zugleich zum ersten Dreifachsieger der heurigen Saison.

Patzer. Lewis Hamilton war die Poleposition offenbar ein derartig leichtes Auto wert, dass er als erster zum Stopp (16. Runde) und dort auch umso mehr Sprit auffüllen musste. Zugleich patzte er, fuhr Augenblicke zu früh los und musste nochmals bremsen. Das reichte Räikkönen (18.) erstmals in Front zu gehen.

Sekunden für den Sieg. Und als daraufhin Fernando Alonso ebenso einen Blitzstopp (20. Runde) nutzte und sich die Führung schnappte, blieb Räikkönen vorm zweiten Auftanken fünf Runden länger auf der Strecke, holte dabei wie "Schumi" zu seinen besten Zeiten die Sekunden für den Sieg heraus.

Neuer Vertrag. Kimi Räikkönen fiel zu seinem Sieg wie üblich nicht viel ein. Von "wichtig, ein paar Punkte gutgemacht zu haben" und einem "schneller gewordenen Auto" nuschelte er irgend etwas herum. Da freute sich Lewis Hamilton über sein neuntes Podium in seinem neunten Grand Prix um einiges mehr. Außerdem kommt nun jene Klausel zu tragen, wonach bei WM-Führung zur Halbzeit sein McLaren-Vertrag neu verhandelt wird. 500.000 Dollar Jahresgage bekommt Hamilton derzeit, 4 Millionen Dollar fordert Manager-Vater Anthony nun.