Kubica hat den Tod überlistet", schrieb die Tageszeitung "Przeglad Sportowy" in dessen polnischer Heimat gestern. Und der Formel 1 steckte auf ihrem Weg von Montreal zum nächsten Rennen kommenden Sonntag in Indianapolis der Schreck über den fürchterlichen Unfall von Robert Kubica (22) im "Grand Prix von Kanada" noch immer in allen Knochen. "Zu meiner Zeit wäre man bei so einem Unfall zwei Mal tot gewesen", war für den dreifache ehemaligen Weltmeister Niki Lauda sofort klar.

1.Hat Robert Kubica seinen Horror-Crash tatsächlich ohne einer Schramme überstanden?
ANTWORT: So gut wie. Kubica hat "nur" eine Gehirnerschütterung, eine leichte Knöchelverletzung und Prellungen, er konnte das Spital gestern in der Früh bereits wieder verlassen. "Als ich den Unfall im Fernsehen sah, habe ich mir große Sorgen gemacht. Ich dachte, dass er tot ist", gestand Ronald Denis, Chefarzt der Traumatologie der Klinik "Sacre Coeur" in Montreal. Kubica möchte sogar in Indianapolis starten.

2.Was hat Robert Kubica letztlich das Leben gerettet?
ANTWORT: Das so genannte Carbon-Fibre-Monocoque, eine nur etwas mehr als 40 Kilo leichte, aus zwölf Kohlefaser-Schichten gefertigte Box im Inneren des Rennautos. Es ist die Überlebenszelle der Formel-1-Piloten. Dabei war der Aufprall des BMW-Sauber mit über 250 "Sachen" an der Mauer in so unglücklichem Winkel und so heftig, dass hinter den Pedalen das Monocoque aufgerissen und die Füße von Kubica (siehe großes Bild) bereits im Freien waren . . .

3.Gibt es für Formel-1-Autos so etwas wie Crash-Tests?
ANTWORT: Selbstverständlich, extrem strenge und im Technik-Reglement des Automobil-Weltverbandes FIA genau vorgeschriebene. Crash-Tests wurden bereits 1985 eingeführt und nach den tödlichen Unfällen von Roland Ratzenberger & Ayrton Senna in Imola 1994 systematisch verschärft. Heute gibt es drei dynamische und zwölf statische Tests. Das Monocoque wird von vorne mit 15 Meter/Sekunde (entspricht 54 km/h), von der Seite mit 10 Meter/Sekunde und mit dem Heck voran mit 11 Meter/Sekunde gegen eine Wand gefahren. Maximale Verzögerung, Energieaufnahme und Verformung sind genau festgelegt. Die Überlebenszelle muss außerdem völlig in Takt bleiben.

4.Wie werden Formel-1-Piloten in ihren Autos noch geschützt?
ANTWORT: Mittels eines Kopf- und Nackenschutz, einer Art mit Schaum gefülltem "Kragen". Seit 2003 ist zudem das HANS-System Pflicht, das den Kopf mit zwei Bändern an einem Gerüst fixiert und für eine kontrollierte Verzögerung bei einem Aufprall sorgt. Das Innere des Cockpits ist mit einem Schaumpolster gefüllt und mit einer sechs Millimeter dicken Schicht aus Karbon & Zylon überzogen. Zylon wird für schusssichere Westen verwendet, verhindert das Eindringen von Wrackteilen.

5.Warum werden im Straßenverkehr keine Kohlefaser-Fahrgastzellen verwendet?
ANTWORT: Nicht zu finanzieren! Vor Jahren kostete ein einziges Monocoque, obwohl von den Rennställen selbst gefertigt, sogar 100.000 Euro, auch heute sind es noch immer zwischen 25.000 und 50.000 Euro.