Zum letzten Boxenstopp kamen die drei Audi bereits hintereinander aufgefädelt. Als sie wenig später das letzte Mal über die Hunaudieres-Gerade bretterten, liefen Mädchen im Audi-Outfit mit Fahnen mit dem Schriftzug "Vorsprung durch Technik" zur Ziellinie. Dass bei der Siegerehrung ausgerechnet die Technik streikte und die deutsche Nationalhymne kurz abriss, sorgte für gellende Pfiffe unter den Abertausenden Menschen unterm Podium.

Denn Audi hatte "sein" Le Mans zurückerobert. Nur zwei Mal hat Audi von den elf Rennen im neuen Jahrtausend nicht gewonnen (2003 Bentley, 2009 Peugeot). Audi hat 2006 mit dem ersten Diesel-Sieg Motorsportgeschichte geschrieben. Das Dieselmodell hat gestern einen dreifachen Triumph gefeiert und mit 397 Runden auch noch neuen Rekord markiert.

Und das alles in der berüchtigten "Höhle des Löwens" von Peugeot. Wo sich Wolfgang Ullrich, Österreichs Motorsportchef von Audi, schon eine Stunde vorm Rennende zu einer ersten Bilanz hinreißen hat, lassen. "Wir haben uns auf die Effizienz konzentriert. Peugeot war zwar deutlich schneller, hat den Speed mit ungenügender Haltbarkeit aber letztlich teuer bezahlt."

Denn in den Boxen und an den Kommandoständen von Peugeot, dort haben sich wahre Tragödien abgespielt. Schon nach zweieinhalb Stunden brach am in Führung liegenden Wagen von Pedro Lamy die Radaufhängung. Der Peugeot mit Vorjahressieger Alex Wurz übernahm die Spitze, verlor aber über 13 Minuten, als Lichtmaschine und Starter getauscht werden mussten. Es sprang der dritte Peugeot ein und dominierte die Nacht, ehe in den frühen Morgenstunden Feuer aus dem Motor schlug.

Da sprang wieder das Trio um Alex Wurz in die Bresche. Wurz knüppelte das Auto in abartigem Tempo um die Strecke. Wurz griff gerade nach Platz zwei, gar mit dem Sieg spekulierte Peugeot wieder. Da platzte zwei Stunden vorm Ende der nächste Motor. Und als auch noch der Bolide des privaten Peugeot-Teams ausrollte, war die Blamage perfekt.

Sportchef Olivier Quesnel begann an der Boxenmauer hemmungslos zu heulen. Hinter der Garage lagen sich die Peugeot-Mechaniker schluchzend in den Armen. Alex Wurz, kreidebleich und abgekämpft: "Eine Katstrophe. Erst hat uns das Safety-Car aufgehalten, dann hatte ich einen Platten, jetzt der Motor - wir hätten sogar noch gewinnen können." Blieb der Niederösterreicher Richard Lietz (26) als Trost, der mit einem Felbermayr-Porsche die GT2-Klasse gewonnen hat. Und Alex Wurz will es nächstes Jahr wiederversuchen. "Wenn's Peugeot heute noch gibt", sagte Wurz verbittert.