Sie sind einer der Miterfinder des Erzberg-Rodeos, mit Organisator Karl Katoch befreundet und fast jedes Jahr am Erzberg. Warum sind Sie beim "Hare Scramble" selbst nie gestartet?

HEINZ KINIGADNER: Als wir uns damals für das erste Rodeo die Strecke angeschaut und entwickelt haben, habe ich sofort gesehen: Da reicht fahren nicht. Da musst du das Motorrad schieben, ziehen, tragen. Diese Qual wollte ich mir nicht antun. Daher bin ich nur den Prolog gefahren.

Der aber auch nicht ohne ist?

KINIGADNER: Das ist eine Tempobolzerei. Da kannst du schwere Rallye-Motorräder voll ausfahren und mit bis zu 170 Stundenkilometer dahindonnern. Mittlerweile hat der Prolog auch eine Strahlkraft für viele Motocrosser entwickelt, die nur kommen, um dort zu gewinnen, beim "Hare Scramble" aber nicht starten. Der Sieg beim Prolog bringt ihnen mehr mediale Aufmerksamkeit als ein Staatsmeistertitel.

Was macht eigentlich die Faszination dieses Bewerbs aus?

KINIGADNER: Zum einen sicher der Reiz etwas scheinbar Unmögliches zu schaffen. Denn auf der Strecke musst du schwitzen, kämpfen und bluten. Zum anderen fahren hier Hobbyfahrer mit absoluten Weltklasse-Piloten. Und das Material spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Im Ernst?

KINIGADNER: 2007 hat mich Karl Katoch angerufen und von einem jungen Fahrer geschwärmt. Der hatte aber ein total zerlempertes Motorradl, bei dem der vierte Gang nicht funktioniert hat. Karl hat gejammert: "Heinz, der kann das Rennen gewinnen. Besorg ihm ein Motorrad." So hab ich in letzter Sekunde eines aufgetrieben, mit dem sonst die Fotografen und Journalisten die Straße den Berg rauf fahren. Der Kerl hat damit gewonnen und heißt Taddy Blazusiak und ist heute fünffacher Erzberg-Sieger.

Was raten Sie denn einem Fahrer, der sich das Rodeo antun will?

KINIGADNER: Dass er die Erwartungshaltung nicht zu hoch ansetzt (lacht). Die Wahl des Motorrads ist wichtig. Du musst einerseits beim Prolog schnell sein, andererseits darf es nicht zu schwer für das Hare Scramble sein, aber trotzdem noch genug Kraft haben. Dazu braucht man ein Auge fürs Gelände und Kondition.

Sonst macht es keinen Spaß?

KINIGADNER: Spaß macht das sowieso keinen. Die ersten Sektionen vielleicht. Aber je weiter es nach oben geht, desto größer wird die Qual. Außerdem ist der Berg so riesig, dass es passieren kann, dass du stundenlang nicht wieder runterfindest, obwohl du immer nach unten siehst.

Was war denn in all den Jahren ihr persönlicher Erzberg-Höhepunkt?

KINIGADNER: Als mein Sohn Hannes im Jahr 2001 mit seinen damals 17 Jahren beim "Hare Scramble" ins Ziel gekommen ist. Ein Jahr zuvor hat er es nicht geschafft, weil er mit einem zu schwachen 200er-Motorrad unterwegs war, das ich ihm empfohlen habe. Ein totale Fehlentscheidung.

Welches Wetter wünschen Sie denn den Fahrern heute? Schnee wie im letzten Jahr oder doch strahlenden Sonnenschein?

KINIGADNER: Für die Fernsehbilder ist schlechtes Wetter gutes Wetter, weil es den Mythos noch mehr verstärkt. Und für die Fahrer ist es auch besser, wenn es nass ist. Dann rutschten die Steine am Berg nicht so leicht weg und man hat, bis auf ein paar Wurzeln wenigstens eine Spur mehr Grip. Und beim Prolog fällt die mörderische Staubwolke am Start weg.