Genau 27 Jahre nach dem tödlichen Unfall des Österreichers Jo Gartner steht das Fahrerlager in Le Mans wieder unter Schock: Bereits in der zweiten Runde des Rennens hatte der 34-jährige Däne Allan Simonsen im Aston Martin GTE-Am einen schweren Unfall, musste langwierig aus dem Auto geborgen und in einem Krankenwagen ins Medical Centre an der Strecke gebracht werden. Zunächst hieß es offiziell, er sei bei Bewusstsein, doch knapp drei Stunden später kam die für alle schockierende Nachricht: Simonsen ist im Medical Centre seinen schweren Verletzungen erlegen. Er hinterlässt seine Ehefrau und eine einjährige Tochter.

Über die Unfallursache gab es zunächst nur Vermutungen - die Fernsehbilder sind nicht eindeutig. Eine "Feindberührung" schien jedoch nicht vorzuliegen, eher spricht einiges dafür, dass der Däne, der bereits sieben Mal in Le Mans gestartet war und im Jahr oft 30 bis 40 Rennen in der GT-Klasse bestritt, das Auto auf einem feuchten Randstein aus der Kontrolle verlor und dann so unglücklich seitlich einschlug, dass die gesamte Fahrertür weggerissen wurde und er sich dabei die fatalen Verletzungen zuzog.

Trauriges Fest

Bei Aston Martin, wo man in diesem Jahr 100-jähriges Firmenjubiläum feiert, war man in Le Mans mit 15 Fahrern und fünf Autos in der GTE-Klasse am Start - drei Autos bei den Profis, zwei bei Amateuren. Das Rennen sollte der Höhepunkt der Feierlichkeiten dieses Jahres werden - nun wurde es zum absoluten Trauertag. Doch nach Rücksprache mit der Familie von Simonsen entschied sich Teamchef David Richards, die anderen vier Autos nicht zurückzuziehen: "Sein Familie hat uns gebeten, weiter zu machen, zu Ehren von Allan, der das sicher so gewollt hätte." In der Box arbeiteten alle so normal wie möglich weiter, versuchten wohl auch, sich durch die Konzentration auf die Aufgabe von dem Geschehenen abzulenken.

Auch bei den anderen Teams und Fahrern herrschte große Betroffenheit, sobald sich die Nachricht im Fahrerlager verbreitete - überall das gleiche Erschrecken und die Erkenntnis wie bei Nick Heidfeld: "Man denkt heute nicht mehr wirklich daran, wie gefährlich der Motorsport doch immer noch ist - bis dann so etwas passiert."

Die Nachricht verbreitete sich via Twitter in Windeseile. Viel schneller als damals vor 27 Jahren, als Gartner mitten in der Nacht, gegen 2 Uhr, die berühmt-berüchtigte Hunaudieres-Gerade zum Verhängnis wurde. Es hatte bis lange nach Morgengrauen gedauert, bis alle mitbekommen hatten, welche Tragödie sich da in der Nacht abgespielt hatte. Der letzte tödliche Unfall ereignete sich 1997, aber nicht im Rennen. Sebastien Enjolras verunglückt in der Vor-Qualifikation.