Monsieur Loeb, Rallye-Weltmeister seit 2004, acht Mal Champion ohne Unterbrechung. Damit sind Sie mit Abstand der erfolgreichste Motorsportler aller Zeiten, wird das irgendwann nicht langweilig?

SÉBASTIEN LOEB: Nein. Es kann doch nie langweilig sein, wenn man das machen kann, was man am liebsten macht. Noch dazu mit Erfolg. Weil ich hasse es, zu verlieren.

Aber es muss doch irgendwie einmal fad werden, die Gegner immer nur zu schlagen.

LOEB: Nein, es wird nicht fad. Wenn es mich einmal langweilen sollte, dann höre ich auf.

Wird es denn im Auto nie eintönig. Gas geben, schalten, bremsen. Bergauf, bergab. Immer das gleiche.

LOEB: Gut, das Besichtigen der Sonderprüfungen vor einer Rallye ist manchmal langwierig. Aber sobald ich im Rallyeauto sitze, denke ich nur noch an den Wettkampf. Und der macht Spaß.

So fehlt es also auch nicht an der Motivation?

LOEB: Nein, diese Frage habe ich mir nie stellen müssen.

Zum Start der Deutschland-Rallye wurde Sie in einem Kleinbus von einem Citroën-Mitarbeiter chauffiert. Was für ein Beifahrer sind Sie eigentlich?

LOEB: Mmmh, schwer zu sagen. Im Grunde kann ich ruhig danebensitzen. Weil mich nicht viel nervös macht. Schlimm ist es nur, wenn mir einer imponieren will. Leider ist das schon vorgekommen.

Und was ärgert sie im normalen Straßenverkehr.

LOEB: Unaufmerksame Fahrer. Und solche, die überfordert zu sein scheinen.

Zum Sport. Die neue Generation der World Rally Cars soll viel einfacher zu fahren sein. Was ist dazu ihre Meinung?

LOEB: Der große Unterschied ist einmal die Größe. Die neuen Autos wie unser DS3 sind viel, viel kleiner und damit handlicher. Du kannst mit den Autos, um es einfach auszudrücken, viel mehr spielen. Es ist leichter, ans Limit zu gehen.

Stichwort Limit. Da gibt es bei der Finnland-Rallye die Prüfung Ouninpohja. Mit über 100 Kuppen, wo ihr mit dem Auto abhebt. Ihr Teamkollege Hirvonen ist dort Rekord gefahren. Sie nur ein paar Zehntel langsamer. War das am Limit?

LOEB: Es war zumindest schnell. Aber die neuen Autos ermöglichen das. Die Fahrwerke sind dafür ausgelegt. Es ist im Grunde einfacher geworden, auch auf so einer ganz speziellen Sonderprüfung ans Limit zu gehen.

Es existiert auch die These, sie müssten sich wegen ihres großen Talents gar nicht so ans oder übers Limit wagen. Sie haben immer noch eine Reserve?

LOEB: Nun, so ganz ist es nicht. Wir gehen oft ans Limit. Vielleicht mache ich nur weniger Fehler.

Sie haben ihren Traum erfüllt, sie haben mehr Erfolge als die meisten Sportler. Haben Sie einen speziellen Tipp, für junge Leute, die es genauso machen wollen?

LOEB: Ich hatte nicht den Traum vom Rallye-Weltmeister. Zuerst einmal hatte ich nur davon geträumt, überhaupt eine Rallye fahren zu können, egal wie, egal mit welchem Erfolg. Man kann nicht vom WM-Titel träumen. Am Anfang braucht man heute einmal Geld. Und dann alles Schritt für Schritt, nichts übereilen. Kleine Rallyes, kleine Meisterschaften, ein Nachwuchs-Pokal ist ideal. Da hat jeder das gleiche Auto. Und da kann man sehen, ob man überhaupt das Zeug dazu hat, ohne gleich einmal viel Geld ausgeben zu müssen. Ich habe es nicht viel anders gemacht.

Die Frauen-Quote im Rallyesport ist kaum erfüllt. Warum gibt es keine schnellen Rallyefahrerinnen?

LOEB: Wir hatten doch eine Michelle Mouton. Vielleicht haben die Mädchen nicht die gleichen Interessen. Dass sie mich jetzt nicht falsch verstehen. Ich meine, Rallyesport ist nicht nur schnell Autofahren. Dazu gehört Training, die Vorbereitungen. Schon dafür muss man alle Kapazitäten frei machen. Grundsätzlich kann eine Frau gleich schnell sein, wie ein Mann.

Sie planen schon für Ihre Zukunft. Sie arbeiten am eigenen Team für Le Mans?

LOEB: Ja, das ist richtig. Das ist etwas für die Zukunft. Egal, ob ich dort jetzt fahre, oder nur den Teammanager spiele. Le Mans, 2006 war ich dort Zweiter, ist eine aufregende Sache. Das möchte ich sicher machen. Motorsport ist meine Passion. Und Le Mans gehört ganz bestimmt dazu.

Sie haben mit Citroën einen Vertrag bis Ende 2013. Nächstes Jahr steigt Volkswagen ein. Mit Sébastien Ogier, der ja nicht zu ihren Freunden zählt. Eine neue Herausforderung, oder?

LOEB: Klar. VW im Rallyesport ist auf jeden Fall ein großes Plus. Das wird spannend und ist für Citroën eine Herausforderung. VW plant den Einstieg schon sehr professionell und seriös. Da wird man sich nächstes Jahr viel erwarten dürfen.