Rallye - das klingt nach Abenteuer, nach Marathons bis nach Dakar oder nach Sternfahrten quer durch Europa. Moderne Rallyes laufen freilich ganz anders ab. Die Wettfahrten auf öffentlichen Straßen sind längst Geschichte, der etwas andere Entwicklungsstrang des Rennsports, jener abseits von durchgerechneten Hochgeschwindigkeitsbewerben auf Rennstrecken, hat sich ebenso entwickelt und der Zeit angepasst.

Und Sébastien Loeb ist das ganz, ganz große Ausnahmetalent des Sports. Achtmal war er in den letzten Jahren Weltmeister, durchgehend seit 2004. Davor gewann er noch den Super-1600-Pokal 2001, eine Wertung für Jungspunde. Seit damals ist der Elsässer seinem Arbeitgeber Citroën treu geblieben. Aber Langeweile verspürt er nicht. Auch wenn seine Zukunft nach dieser Saison noch offensteht. Eine Gemeinsamkeit mit Michael Schumacher.

In Bahnen gelenkt

Was hat sich geändert, wie läuft heute eine Rallye ab, am Beispiel Deutschland-Rallye, die am Freitag gestartet wird. Im Grunde ist alles in Bahnen geregelt. Vor dem Start präsentierte der Veranstalter ADAC stolz den technischen Aufwand. Dazu gehört die kontinuierliche Überwachung aller Rennfahrzeuge. Man weiß zu jeder Minute, wo sich jedes Fahrzeug befindet. Diese Kommunikation ist unerlässlich, um Rallye und Besucherströme von 250.000 Fans zu lenken. Sébastien Loeb profitiert nicht davon, die telemetrische Übermittlung von Fahrzeugdaten ins Service ist verboten. Ein Schaden muss über ein Handy übermittelt werden.

Das ist der riesige Unterschied zur Formel 1. Frische Reifen (auch da gibt es nur zwei Asphaltmischungen) werden mit Karren angerollt, ohne Heizdecken. Ein Service gibt es ohnehin nur mehr drei Mal am Tag. Die FIA erlaubt 15 Minuten am Morgen, 30 Minuten zu Mittag und 45 abends. So zwingt das enge Zeitkorsett die Mechaniker-Crew zu exaktem Arbeiten. Übrigens: Auch da sind pro Fahrzeug nur mehr vier Mechaniker erlaubt, bei zwei Citroën-Werkswagen also acht. Die kann man aber nach Arbeitsbedarf aufteilen (5:3 oder 6:2). Ein Austausch eines Getriebes dauert so im Idealfall keine 15 Minuten.

Loeb ist in Deutschland, rund um Trier, der Favorit. Acht Mal hat er im Weinland an der Mosel schon gewonnen. Herausforderer sind Teamkollege Hirvonen und die Ford-Piloten Latvala und Solberg.