Sie haben die Quali für den Biathlon-Weltcup-Auftakt gemeistert. Erleichtert?
DUNJA ZDOUC: Total, weil die Qualifikation extrem anspruchsvoll war. Danach fiel immenser Druck ab und noch dazu ist Pokljuka was Besonderes, da ich zweisprachig aufgewachsen bin. Die Slowenen sagen immer, wenn mich die Österreicher nicht mehr wollen, nehmen sie mich sofort (lacht).

Ihre Vorbereitung sah heuer anders aus als sonst. Was hat sich in den letzten Monaten getan?
Ich hab‘ mit Vegard Bitnes, er ist Norweger, spricht aber deutsch, einen neuen ÖSV-Trainer an meiner Seite. Nach der vergangenen, etwas verkorksten Saison wurde mir bewusst, dass ich etwas Grundlegendes ändern muss. Und das europäische ist mit dem skandinavischen System nicht zu vergleichen. Vom Rhythmus angefangen über Krafteinheiten bis zu anderem Grundlagentraining. Da ist mir prompt ein Spruch von Albert Einstein untergekommen, der mir gut gefallen hat, und zwar: ,Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.‘ Wenn man g’scheit attackieren will, muss man neue Wege gehen. Und ich will ja zur WM.

Und so ein radikaler Schritt war sicherlich kein leichter.
Zu Beginn war ich echt frustriert, aber plötzlich hat es Klick gemacht. Auch wenn es sich fremd anfühlte, war es richtig. Im Sommer bin ich zwar noch einmal ins alte Muster verfallen, aber das ist nicht ungewöhnlich. Bei der alten Technik habe ich viel investiert, aber nichts zurückbekommen. Jetzt investiere ich auch viel in die Technik, aber da kommt was. Der Ski gibt mir Speed mit.

Welche technischen Veränderungen gab es genau?
(Lacht). Mein Coach hat gemeint, dass, wenn ich auf den Langlaufskiern in die Knie gehe, sehe ich aus wie ein ,Klohucka‘. Jetzt ist der Winkel beim Fußgelenk steiler und so kann ich den Ski viel besser freigeben. Dafür war Rumpftraining vonnöten.

Am Schießstand sind Sie in der Weltspitze. Wie viele Schüsse gaben Sie in der Vorbereitung ab?
Das waren an die 9200.

Wie sieht die Trefferquote aus?
Das kann ich gar nicht sagen, da ich ein anderes Trainingsprotokoll verwende. Aber wenn ich beispielsweise von 100 Schüssen mehr als drei nicht treffe, wurmt es mich enorm. Ich habe hohe Erwartungen an mich.

Ihr Gewehr hat für Sie eine ganz besondere Bedeutung, oder?
Genau. Ich habe es vom Opa geschenkt bekommen und es ist noch immer dasselbe, wurde nur minimal umgebaut.

Man hört, dass es starke Schießer leichter haben schneller in der Loipe zu werden, als umgekehrt. Würden Sie das auch so sehen?
Ich denke, dass jeder Athlet, der es anders machen muss, sagt, dass es der andere leichter hat. Aber es ist komplett situationsabhängig. Entweder hast du das gewisse Gespür, wann du abdrücken musst, oder nicht.

In ihnen steckt eine absolute Perfektionistin, stimmt’s?
Oja und das steht mir oft noch im Weg. Da mache ich mir zu viel Druck. Sogar mein Coach sagt, dass ich nicht alles so extrem streng sehen soll. Es ist für mich ein Lernprozess.

Apropos. Gibt’s ein Vorbild?
Sogar mehrere. Domratschewa aufgrund ihrer Athletik, Top-Schütze Eder, der mir Tipps verrät, dann noch Fourcade mit seiner Abgebrühtheit und die lebende Legende Björndalen.

Bleibt da noch Freizeit?
Doch. Ich absolviere ein Fernstudium für Sportler in die Richtung Gesundheitsberufe. Ist was fürs Köpfchen. Ich liebe Bergtouren, war mit Andreas Holzer Bergsteigen. Er hat mir sozusagen als Blinder die Augen fürs Klettern geöffnet, das war cool. Mich faszinieren Landschaften. Und ich habe mit Yoga angefangen und kreativ bin ich auch angehaucht, derzeit knüpfe ich Armbänder.

Und nicht zu vergessen, Sie sprechen ja fünf Sprachen.
Stimmt. Deutsch, Slowenisch, Englisch, Französisch und Italienisch. Mir taugt es mich mit Leuten auszutauschen, bin ein kommunikativer Mensch.