Eine echte Wrestlinglegende ist in der Nacht auf heute verstorben. Scott Hall, der auch als "Razor Ramon" große Karriere gemacht hat, erlag in Marietta, Georgia (USA) an den Folgen mehrerer Herzinfarkte. Und das im Alter von 63 Jahren.

Der in Maryland geborene und früher in München an die Schule gehende Hall (sein Vater war in Ramstein als Army-Offizier stationiert) verdiente sich seine Sporen in jungen Jahren in diversen kleineren Ligen. So machte er als "Texas Scott" auch in Österreich Station. In der von Otto Wanz geführten Catch Wrestling Association (CWA) stieg Hall nicht nur am Wiener Heumarkt, sondern auch in der Eishalle Graz-Liebenau mehrmals in den Ring. Auch gegen Wanz selbst. Wie hier 1990 am Heumarkt:

Das ausgeprägte Charisma blieb den Promotern in Nordamerika nicht verborgen. 1992 verpflichtete Vince McMahon den 1,96-Meter-Hünen für die damalige Word Wrestling Federation (WWF), mittlerweile der Branchenkrösus World Wrestling Entertainment (WWE). Als "Razor Ramon" wurde er einem weltweiten Wrestlingpublikum bekannt. Vier Intercontinental-Titel und mehrere unvergessene Kämpfe (unter anderem die Leitermatches gegen Shawn Michaels bei Wrestlemania 10 und Summerslam 1995) ließen seinen Marktwert enorm steigen.

Das bekam auch World Championship Wrestling (WCW), die ehemalige Konkurrenzliga von WWF, Mitte der 1990er Jahre mit. 1996 sorgte Hall mit einem Wechsel zur WCW für ein Erdbeben. Gemeinsam mit Kevin Nash, der zuvor als "Diesel" Bekanntheit in der WWF erlangte, schlug er seine Zelte in der Liga aus Georgia auf. In Folge einer genialen Storyline gründeten die beiden gemeinsam mit Hulk Hogan bei Bash at the Beach 1996 die "New World Order" (NWO).

Jene Formierung verlieh dem Wrestling einen nie zuvor dagewesenen Boom. Die TV-Einschaltquoten, Zuschauerzahlen und Merchandisingeinnahmen explodierten. Und WCW schaffte es tatsächlich, das WWF-Flaggschiff "Raw" am traditionellen Wrestling-Montag mit der Show "Nitro" 84 Wochen in Folge im so wichtigen Quotenduell in die Schranken zu weisen. Auch dank der Genialität von Hall.

Es gab aber auch Schattenseiten. Der zweifache Familienvater hatte mitmassiven Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen. Dies blieb auch im Live-Fernsehen nicht unbemerkt. Mehrere Skandale ließen die Karriere nicht so pompös ausfallen, wie es eigentlich möglich gewesen wäre. Dennoch konnte sich auch seine Erfolgsliste in der WCW sehen lassen: zweimal wurde er US Champion, einmal Television Champion, siebenmal Tag Team Champion.

Durch kreatives Missmanagement ging es mit der WCW bergab. Die WWF übernahm die Vorherrschaft und kaufte die WCW 2001. Hall kehrte 2002 zur Promotion in Stanford zurück. Abermals als Teil der NWO. Große Erfolge blieben ihm aber verwehrt. Zu sehr machten ihm gesundheitliche Probleme zu schaffen. Und so entließ ihn die dann schon WWE heißende Liga im selben Jahr wieder. Nach einigen Stationen in kleineren Promotions wurde Hall 2014 in die Hall of Fame der WWE aufgenommen. 2020 folgte eine erneute Aufnahme – als Teil der NWO. Kurze Auftritte im Fernsehen gab es noch, aber Hall war nicht mehr in der Lage, Kämpfe zu bestreiten. Den letzten Kampf hat er in der Nacht auf heute verloren.

Voller Betroffenheit nahmen ehemalige Wegbegleiter Abschied von Hall: