Mit einem Erstrundensieg zeigten die Brüder Rowby-John und Rusty-Jake Rodriguez bei der Darts-Weltmeisterschaft auf, ehe in Runde zwei das Aus folgte. Begonnen hat das Jahr für das Brüderpaar gar nicht gut, denn beide verpassten in der Q-School denkbar knapp eine PDC-Tourkarte. Als Nachrücker spielten die zwei Wiener dennoch die komplette Pro-Tour-Saison und feierten zahlreiche Erfolge. Rowby-John (27) erreichte gemeinsam mit Mensur Suljović das Finale des World Cup of Darts, Rusty-Jake (21) gewann die EU Development Tour und sicherte sich damit eine Tourkarte. Neben den UK Open, dem Grand Slam und den PC Finals erreichten die Brüder mit der WM ihr viertes Ranglisten-Major-Turnier des Jahres.

Rowby-John kann als derzeit 65. die Top 64 nicht mehr erreichen und muss sich daher im Jänner in der Q-School eine Tourkarte erspielen. Begleitet wird er von seinem älteren Bruder Roxy-James (30), der dort auch einen erneuten Versuch startet. Darts ist das Thema schlechthin in der Familie Rodriguez. „Unser Vater Sonny ist von den Philippinen nach Österreich gekommen und hat dann Anfang der 90er-Jahre in der philippinischen Community mit Darts begonnen“, erzählt Roxy-James und ergänzt: „Als ich dann acht, neun Jahre alt war, hat er mich schon zu Turnieren mitgenommen. Auch Rowby musste mit. Er war aber noch zu klein und spielte neben uns Pokémon auf seinem Gameboy.“
Zu Hause übten Roxy und Rowby schon, seit sie gehen konnten, den Umgang mit den Pfeilen. „Unser Vater hat uns das Board einfach weiter nach unten gehängt, so mache ich das jetzt bei meinen Kindern auch“, sagt Roxy. Schnell zeigte sich das große Talent für den Darts-Sport bei den Rodriguez-Brüdern. Einzige Ausnahme: der jüngste und vierte Rodriguez-Bruder Ridgy-Jorg (15). „Er hat kein Interesse an Darts.“ Obwohl die drei Darts-Profis, wie in der Szene üblich, Spitznamen wie „Chainsaw“, „Little John“ oder „Dartterminator Junior“ haben, werden sie meist mit ihren Initialen abgekürzt. Die sind nämlich bei allen vier Brüdern gleich: RJR. „Ich fühle mich mittlerweile mehr als RJR1 denn als Chainsaw“, sagt der älteste Bruder im Bunde. „Die Namen hat alle unser Vater ausgesucht, es gibt aber keinen speziellen Hintergrund zu den Initialen RJR“, so Roxy-James.

Rusty-Jake Rodriguez scheiterte bei der WM ganz knapp
Rusty-Jake Rodriguez scheiterte bei der WM ganz knapp © (c) imago images/Pro Sports Images (Nigel Keene via www.imago-images.de)

In Österreich können die Rodriguez-Brüder gemeinsam mit Mensur Suljović als Vorreiter für Darts bei der PDC gesehen werden. Schon seit etlichen Jahren mischen die Brüder die verschiedensten Leistungsstufen der PDC auf. „Angefangen hat es damit, dass Mensur Rowby geraten hat, die Q-School zu spielen. Er hat sich dann eine Tourkarte geholt und ist auf James Hubbard, den ehemaligen Jugendweltmeister, getroffen. Hubbard hat Rowby angeboten, auch von seinem Management betreut zu werden. Das hat er angenommen und mich und später auch Rusty dem Management empfohlen“, sagt Roxy-James. Bis heute ist Jungstar Rusty-Jake somit bei jenem Management, wo etwa Superstar Michael van Gerwen (NED) jahrelang unter Vertrag stand. Obwohl die Brüder eine große Leidenschaft teilen, sind sie durchwegs unterschiedliche Charaktere. „Ich habe nie mit Darts aufgehört, aber für mich hatten die Familie und die Arbeit Priorität. Ich bin ein emotionaler Mensch, der vom Dartboard viel persönlich mitnimmt“, sagt Roxy-James. „Rowby ist immer schon sehr selbstständig, zielstrebig und ehrgeizig gewesen. Er hat immer hart gearbeitet, wenn er was wollte. Auch für Kleinigkeiten. Er konnte den Zauberwürfel in weniger als zwei Minuten lösen und wir waren auch gemeinsam im Bowlingverein, wo wir es auf ein sehr hohes Niveau geschafft haben. Wir haben uns dann aber für den Darts-Sport entschieden.“

Mama Cecilia und das Nervenflattern

Mittlerweile lebt Rowby mit seiner eigenen kleinen Familie in Tirol und hat auch die Liebe zum Wandern in der Natur entdeckt. „Rusty lebt sein Leben von Tag zu Tag. Und genau so wirft er auch seine Darts. Er hat ein gutes Selbstbewusstsein und denkt nie darüber nach, was andere über ihn denken“, sagt Roxy. Vater Sonny ist nach wie vor in der Wiener Darts-Szene aktiv und nimmt immer wieder selbst an Turnieren teil, wo sein Punkteschnitt meist zwischen 60 und 75 Punkten liegt. Mutter Cecilia Rodriguez stammt ebenso von den Philippinen, ist selbst allerdings nicht als aktive Spielerin unterwegs. „Bei den Turnieren ist sie meistens nicht dabei, weil sie das nervlich, glaube ich, nicht aushält. Hin und wieder ist sie uns bei Österreichischen Meisterschaften mal zuschauen gekommen“, sagt Roxy. Das Weihnachtsfest und der Geburtstag von Rusty-Jake am 24. Dezember fielen für die Familie Rodriguez aufgrund der WM-Teilnahme diesmal zerstreuter aus. Bis zur Q-School am 9. Jänner bleibt aber nun noch genug Zeit für ein Familientreffen und die eine oder andere brüderliche Trainingseinheit.