Die Pandemie hat den heimischen Sportvereinen ordentlich zugesetzt. Zwischen 2017 und Ende 2020 haben sie mehr als ein Viertel ihrer Mitglieder verloren, wie die Statistik Austria in einer aktuellen Erhebung herausgefunden hat. Waren es vor vier Jahren noch rund 2,1 Millionen Mitglieder sind es jetzt nur noch 1,6 Millionen – etwa 18 Prozent der Bevölkerung. Kinder und Jugendliche sind zwar am häufigsten in einem Sportverein, sie verzeichnen unter allen Altersgruppen auch den stärksten Rückgang.

Um diese Entwicklung wieder umzukehren startet das Sportministerium und Sport Austria die Initiative "#comebackstronger", die am Montag vorgestellt wurde. Kernstück ist der sogenannte "Sportbonus". Bis Jahresende ersetzt das Ministerium neuen Mitgliedern in Sportvereinen 75 Prozent des Mitgliedsbeitrags, höchstens 90 Euro pro Person und insgesamt neun Millionen Euro. Abgewickelt und abgerechnet wird über die Vereine. Sport-Austria-Präsident Hans Niessl bezeichnet die Initiative als "größte Mitglieder-Rückgewinnungsaktion der österreichischen Sportgeschichte." Sportminister Werner Kogler (Grüne) erhofft sich dadurch 5 Millionen zusätzliche Bewegungsstunden.

Steiermark im Spitzenfeld, Kärnten hintennach

Auffällig in der Erhebung zu den Sportvereinen ist auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern und Bundesländern. Fast jeder zweite Bub zwischen sechs und 15 Jahren, aber nur rund jedes vierte Mädchen im gleichen Alter ist in einem Verein sportlich tätig. Gleichzeitig zählt die Steiermark mit einer Mitgliederquote von rund 20 Prozent zum bundesweiten Spitzenfeld, Kärnten liegt vor Wien an vorletzter Stelle. Jene, die ihren Vereinen treu geblieben sind, waren im Vorjahr aber weniger aktiv. Nicht zuletzt wegen diverser Lockdowns während der Wellen hat sich der Anteil jener, die regelmäßig das Angebot ihres Vereins auch nutzen enorm verringert. Mehr als jeder zweite Hobbysportler hat der Erhebung zufolge "seltener als einmal pro Woche oder nie" das Angebot des Vereines genutzt.

Der Mitgliederschwund wirkt sich auch auf die finanzielle Lage der Vereine aus. Claudia Karollus, sportliche Leiterin des Union Wien West, auf deren Gelände der Medientermin stattgefunden hat, erzählt, ihr Verein habe rund 35 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Weil sich der Verein ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen finanziert, bedeutet das auch dementsprechende Auswirkungen auf das Vereinskonto. Die Zahlungen aus dem NPO-Fonds seien daher überlebensnotwendig gewesen. Rund 117 Millionen Euro sei daraus an gemeinnützige Sportvereine ausbezahlt worden, sagt Kogler. Dadurch seien, so Kogler, auch die Strukturen rund um die ehrenamtlichen Funktionäre erhalten geblieben.